Wird 2023 das Jahr des Börsengangs für Canonical?

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Seit Einführung bzw. Marktbeitritt von Ubuntu wird die Distribution vom Unternehmen Canonical entwickelt und gepflegt. Hinter dem britischen Linux-Distributor steht der südafrikanische Unternehmer Mark Shuttleworth, der sein Unternehmen seither führend begleitet.

Während Canonical in den Anfangszeiten auf das Wohlwollen und die Finanzspritzen von Shuttleworth angewiesen war, scheinen die Zahlen mittlerweile entsprechend aufgebüscht zu sein, denn bereits letztes Jahr stellte Shuttleworth den lange erwarteten Börsengang von Canonical für 2023 in Aussicht.

Welche Auswirkung der Börsengang haben könnte

Zunächst einmal kann sich Canonical viel Geld binnen kürzester Zeit besorgen. Shuttleworth dürfte gleichzeitig alle Finanzlast aus Privatvermögen los sein. Für Ubuntu dürfte der Börsengang ebenfalls Auswirkungen haben, denn als Börsenunternehmen ist Canonical stets auf das Wohlwollen der Aktienhalter angewiesen und nichts sehen Aktionäre lieber als gute Quartalszahlen, sowie Umsatzsteigerungen und Gewinnmaximierung. Als Schmakerl oben drauf gerne noch eine Rendite.

Für Ubuntu und die gesamte Wertschöpfungskette von Canonical heißt das, dass die Experimentierfreude stets vom kritischen Blick der Kosten gedämpft werden könnte, muss aber nicht. Auch bedeutet ein Börsengang von Canonical für Ubuntu nicht zwingend das Ende der kostenlosen Ausgaben für Server und Desktop.

Die Mitbewerber wie Suse und Red Hat sind ebenfalls börsennotierte Unternehmen und bieten weiterhin beide kostenlose Desktop Ausgaben, wenn auch gleich auf Gemeinschaftsprojekt-Basis an. Allerdings mit dem Unterschied zu Ubuntu Desktop, dass sowohl openSUSE als auch Fedora Communityprojekte sind, die jeweils von Suse und Fedora unterstützt werden, aber pro forma unabhängig sind.

Auf Ubuntu könnte ein vergleichbarer Wertegang zukommen, muss aber nicht. So könnte der Server weiterhin von Canonical entwickelt werden, während der Desktop z.B. als „Open Ubuntu“ einem Community Projekt übergeben wird, welches unter der Schirmherrschaft von Canonical Ubuntu Desktop fortführt. Diese Prozedur findet bei allen offiziellen Ubuntu Flavours schon Praxisbestätigung. Lediglich die Gnome basierte Ubuntu Ausgabe wird derzeit von Canonical betreut.

Glaskugelschauen bis jetzt

Ob Canonical an die Börse geht und wie es dann mit der Desktop Ausgabe von Ubuntu weitergeht, ist derzeit alles spekulativ. Fakt ist, der Ubuntu Desktop spielt in der Wertschöpfungskette von Canonical heutzutage eine weitaus geringere Rolle als der Server. So wäre es vorstellbar, dass gewisse konstitutionelle Änderungen kommen könnten. Doch werden diese aller Voraussicht nach nicht über Nacht herbeigeführt, sondern als Prozesse hoffentlich sorgsam mit der nötigen Zeit umgesetzt.

Bis es jedoch so weit ist, bleibt der Status Quo unverändert. Zum aktuellen Zeitpunkt ist kein Börsengang von Canonical angekündigt, doch das Jahr 2023 ist noch frisch und wir können davon ausgehen, dass dieser Schritt heuer kommen wird. Sind wir also gefasst und neugierig, was kommt.

Ubuntu ist wichtig, aber nicht unersetzbar

Derzeit basieren viele Distributionen wie Linux Mint, Zorin OS oder Pop!_OS auf Ubuntu. Manche Forks wie z.B. Linux Mint hatten schon vor Jahren dies als problematische Situation der Abhängigkeit gesehen und eine Zweitausgabe auf Debian Basis gestartet und etabliert. Andere Distros wie Pop oder Zorin OS vertrauen derzeit voll auf die Ubuntu Basis doch mit zu gravierenden Änderungen bei Ubuntu selbst könnten auch diese sich veranlasst sehen auf eine andere Basis zu wechseln. Debian bietet sich hier an, denn Ubuntu selbst basiert auf Debian. Der Migrationsaufwand ist begrenzt.

Wer bei Debian jedoch alte Pakete vermutet und sich das nicht vorstellen kann, findet Alternativen mit neueren Paketen wie Fedora oder openSUSE Tumbleweed. Wer lieber auf Arch Basis baut, findet mit Manjaro einen ebenfalls massentauglichen Desktop-Ansatz dieser Plattform.  

Das zeigt an Ubuntu hängt derzeit viel, weswegen Canonical die volle Verantwortung dafür trägt, egal ob als privatfinanziertes Unternehmen oder börsennotierte Kapitalgesellschaft. Im besten Fall läuft alles weiter wie bisher. Im moderaten Fall wird Ubuntu Desktop zum späteren Zeitpunkt einem Gemeinschaftsprojekt übergeben und im schlechtesten Fall wird Ubuntu Desktop eingestellt. Doch zeigen die Mitbewerber SUSE und Red Hat, dass tolle Distros kein Ding der Unmöglichkeit sind, wenn auch gleich diese die kostenlosen Desktop Distros nicht mehr selbst herausgeben, sondern Community-Projekte dabei unterstützen. Ich halte einen ähnlichen Weg für Ubuntu im Falle eines Börsengangs von Canonical mittelfristig für wahrscheinlich.

2 Antworten zu „Wird 2023 das Jahr des Börsengangs für Canonical?“

  1. Zangel

    Ob es den Red Hat Mitarbeitern besser geht seit der IBM Übernahme? Ich tippe mal nein. IBM hat Red Hat mit Gewinnabsicht gekauft und Gewinn entsteht heute bei den Großen doch nur noch durch Verlagerung und Kosteneinsparung. Und bei Suse wird meines Wissens nach auch schon sehr viel in Indien entwickelt. Rechnet hoch was das für Canonical bzw. Ubuntu bedeuten wird wenn es so kommt.

  2. Anonymous

    Das sehe ich wie Zangel. Besser wird es nicht für die Angestellten.

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