Archcraft Linux: Minimalistischer und leichtgewichtiger Arch Fork im Test

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Hallöchen zusammen. Archcraft ist ein Arch Fork, der sich auf Minimalismus und Leichtgewichtigkeit konzentriert. Was Archcraft dabei von der Arch Mutter unterscheidet, das schauen wir uns im Beitrag mal an. Bleibt dran.

Die Distro

Die Wurzeln von Archcraft liegen in Indien. Konstitutionell sind Informationen aktuell recht rar. Es scheint, als hänge das ganze Projekt an einem Hauptentwickler mit dem Namen Aditya Shakya. Auf der GitHub Seite des Projekts werden insgesamt 6 Mitwirkende geführt, aber letztlich fußt die Distro wohl auf der Schulter eines Einzelkämpfers.  

Nach den Angaben von Distrowatch erschien die erste Veröffentlichung im Oktober 2021. Heißt aber nicht, dass das korrekt ist, denn der erste Reddit Eintrag zur Vorstellung von Archcraft ist auf Anfang 2020 datiert. Meine Installation von Archcraft fand im August 2021 statt. Seither läuft das Ding bei mir in der Testumgebung. Warum so lange? Bei Distors mit so wenig Dienstzeit prüfe ich auch etwas auf Relevanzkriterien und allgemeiner Stabilität. Schließlich muss man mit seiner knappen Zeit wirtschaften und da möchte ich es vermeiden auf Eintagsfliegen reinzufallen.

Archcraft ist eine minimale Linux Distro, die auf Arch aufsetzt. Es zielt darauf ab, ein leichtgewichtiges System zu sein. Das zeigt sich schon daran, dass Desktop Schwergewichte wie Gnome oder KDE zunächst nicht direkt angeboten werden. Stattdessen wird entweder der Fenstermanager Openbox eingesetzt oder, wie hier, Xfce.

Es basiert auf Arch direkt und möchte auch ein echtes Arch Erlebnis bieten. Doch wo eine deutliche Abweichung von Arch dingfest zu machen ist, ist beim Installationsprozess. Hier wird es grafisch mit Calamares ermöglicht. Ein weiterer Unterschied zu Arch besteht im Einbinden des Arch User Repositories (AUR), welches via dem AUR Helfer „yay“ angesprochen werden kann.

Distributionsmodell

Wie schon dargelegt, Archcraft basiert auf Arch Linux und erbt dadurch alles, was mit Arch in Verbindung gebracht wird. Bleeding Edge top aktuelle Software ist mit an Bord.

Architektur

Paketverwaltung und natives Paketformat Archcraft ist ausschließlich für 64-bit Architektur verfügbar und unterstütz das von Arch bekannte Tar Format zum Einsatz.

Inbetriebnahme / Download von Seite

Du willst loslegen? Alles klar. Geh auf die Archcraft Seite und dann auf Download und gleich nochmal auf den blauen Download Knopf. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags war das Februar 22 Image das aktuelle Abbild. Ihr könnt via Github, Sourceforge oder Torrent laden. Ist das ISO heruntergeladen, verifiziere bitte dessen Prüfsumme, wie ich es schon im Beitrag demonstrierte. Es wird auch noch eine kleine Serie kommen, wie das unter Windows, macOS und Linux verifiziert werden kann. Ich weiß aber noch nicht was zuerst online geht. Also falls dieses Video zuerst online geht, schau mein bestehendes Video an. Andernfalls kannst Du auch auf meinem Kanal die Serie finden. Die Prüfsummen von Archcraft gibt’s auf der Download-Seite.

Inbetriebnahme / Installation

Im Livemodus geht es los und der Calamares Installer erleichtert die Installation im Vergleich zu Arch doch spürbar und gefühlt um Jahrzehnte, wenn ich mir den persönlichen Kommentar erlauben darf.

Das Passwort für den Live-User ist übrigens Benutzername liveuser und Passwort liveuser.

Hacks und wichtige Befehle (Aktualisierung, Suchen etc)

Via Pacman

System aktualisieren

sudo pacman -Syu

Software suchen

pacman -Ss package_name

Software installieren

sudo pacman -S package_name

Via yay

Sync und Aktualisierung aller Pakete aus Repo und AUR

$ yay

Sync und Aktualisierung AUR Pakete

$ yay -Sua

Packet von Repo und AUR installieren:

$ yay -S [package_name]

Entferne Paket inkl. Abhängigkeiten und Konfiguration

$ yay -Rns [package_name]

Suche nach Paket in Repo und AUR

$ yay -Ss [keyword]

Zielgruppe

Schwer einzuschätzen, da es im Arch Umfeld mittlerweile so viele kleinere Forks gibt, die um Aufmerksamkeit haschen. Ich würde, Manjaro mal ausgeklammert, weder Arch noch ein Arch Derivat direkt für Linux Neueinsteiger empfehlen. Durch den rollenden Unterbau kann es immer wieder mal zu Fehlersituationen kommen, die man dann lösen können muss. Und meist auf Ebene des Terminals. Da nicht jeder Bock aufs Terminal hat, sollte man halt Abstand von solchen Distros nehmen, die das einerseits voraussetzen und andererseits entsprechendes Fachwissen erfordern.

Performance, Desktop &, Programme

Systemvermessung

Meine Archcraft Installation belegt stolze 12 GB von der Platte. Fairerweise muss man dazu aber auch erwähnen, dass fast 5 GB App Cache sind.

Mein initialer Benchmarkwert im Arbeitsspeicherkonsum, also direkt im Leerlauf nach dem Start, liegt bei etwa 590 MB Ram.

Desktop Oberfläche und Konzept

Xfce liegt aktuell in Version 4.16.1 vor.

Wie ihr seht, der Entwickler hat beim Design Hand angelegt und liefert in meinen Augen eine runde Kugel ab. Das sieht doch gar nicht mal so schlecht aus.

Das Konzept des Desktops ähnelt grob dem von Windows. Also unten eine Leiste, die links das Startmenü innehat, gefolgt von Schnellstartern. Mittig sind geöffnete Fenster geführt und rechts sind Systemindikatoren bzw. Steuerelemente. Das ist quasi gehabte Hausmannskost und sollte niemanden vor ein völlig neues Benutzungskonzept stellen. Ihr wisst schon, was ich meine. Es läuft gut und man dürfte sich schnell zurechtfinden.

Kommen wir nochmal kurz auf das Design zurück. Das Thema ist Adapta-Nokto und somit dunkel. Das Gegenstück ist Adapta-Eta bzw. Adapta. Wem das zu Türkis ist, findet u.a. noch Arc und Nordic als Alternativen. Bei den Symbolen liefert man ein eigenes Archcraft Set mit. Alternativ gibt es u.a. Arc oder Papirus.

Wie erwähnt, der Desktop sieht gut aus und macht einen modernen Eindruck.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 5.16
  • Browser: Firefox und Midori
  • E-Mail Client: nicht vorinstalliert
  • Büropaket: nicht vorinstalliert
  • Software-Container: nicht vorinstalliert

Allgemein vorinstallierte Software:

Archcraft will minimal sein. Nun der Plattenplatzverbrauch lässt dies nicht vermuten. Sehr wohl aber zeigt sich in der Systembestückung mit Software, dass es hier recht spartanisch zugeht. Es ist ausgesprochen wenig vorinstalliert, wie ihr gesehen habt. Heißt Du musst Dich also darauf einstellen, fehlende Software nachzuinstallieren. Die Befehle dazu gabs ja vorhin in den Hacks. Pamac ist übrigens nicht standardmäßig vorinstalliert. Diesen kannst Du jedoch aus dem AUR nachinstallieren. Befehl vergessen? Kein Problem. Das ginge via „yay -S pamac“ und dann für die meisten vermutlich 1 für pamac all. Danach kannst Du auch via Gui nach Software suchen und diese installieren oder deinstallieren.

Besonderheiten und Fazit

Was war der erste Satz in diesem Beitrag? Genau: Archcraft ist ein Arch Fork, der sich auf Minimalismus und Leichtgewichtigkeit konzentriert. Hier wird meiner Meinung nach nicht zu viel versprochen. Wir erhalten ein recht nacktes System, das wir, anders als Arch selbst, ziemlich einfach installieren können. Man bekommt halt noch die grafische Oberfläche direkt mitgeliefert, dann hört der spürbare Unterschied zu Arch aber auch schon auf.

Jetzt stehen vor folgender Situation: Hast Du mal Arch installiert, wirst Du vermutlich auch auf den Früchten Deiner Mühe aufbauen wollen. Nutzt Du derzeit eine nicht-Arch Distro, dann könnte das Reinschnuppern Dir hier erleichtert werden. Dann hast Du immerhin noch ein schlankes System mit top aktueller Software. Ja wo führt das jetzt hin? Ich weiß es offen gestanden auch nicht. Wer also Arch bereits installiert hat, dürfte hier nicht schwach werden. Wer mal Reinschnuppern will, findet mit Archcraft neben den unzähligen anderen wie Manjaro, EndeavourOS, Arcolinux, Heftorlinux oder Garuda Linux eine leichte und aktuelle Arch Tochter.

Na Du dachtest doch nicht, dass ich die Greetchenfrage vergessen habe oder? Was wäre, würde der Herausgeber morgen hinschmeißen und aufhören? Tja das wäre unschön, weil Du einerseits einer Eintagsfliege aufgelaufen bist und perspektivisch vermutlich nach einer neuen Distro Ausschau halten müsstest. Auf der anderen Seite bestünde dann nicht sofort Gefahr in Verzug, da Du über den Arch Unterbau und die Paketquellen weiterhin versorgt wärst.

Was wäre das Fazit?

Arch feuert immer viele Aktualisierungen raus. Mich bringt das immer wieder zum Staunen. Doch auch muss ich staunen, wie schnell das immer von der Hand geht. Aktualisiere ich hingegen mal ein openSUSE Tumbleweed System fällt mir im Umkehrschluss auf, wie betagt zypper im Vergleich ist. Also hier ist Arch schon ganz vorne mit dabei. Das ist pfeilschnell.

Sorgen macht mir dennoch, dass das mehr oder minder ein Einzelkämpfer Projekt zu sein scheint. Klar es tragen noch ein paar Nasen was zu bei aber ein gewisses Risiko bleibt da grundsätzlich offen. Wenn Du also scharf auf Arch und schönen Xfce Desktop bist, kannst Du auch bei EndeavourOS, ArcoLinux oder Manjaro mal vorbeischauen. Da bekommst Du prinzipiell was ähnliches angeboten, allerdings mit einer größeren Entwicklergemeinschaft, speziell bei Manjaro. Doch Manjaro ist halt nicht am Bleeding Etch Arch Way, also musst Du entscheiden, was Du haben magst. Antergos lässt grüßen aber muss nicht zwingend! Ich würde nicht voreilig wechseln und wenn doch und das ganze geht in die Hose, musst Du halt ggf weiterwechseln. Willst Du das Risiko nicht eingehen aber dennoch neue Arch Software haben, dann schau Dir gerne mal eine der genannten Alternativen an. Möglicherweise findest Du da ein besser passendes Angebot.

Fairerweise muss ich jedoch konstatieren, ich hatte Archcraft Anfang August 2021 installiert und seitdem in unregelmäßigen Abständen getestet. Natürlich standen immer wieder größere Aktualisierungen an. Zu keinem Zeitpunkt kam es hier zu Problemen oder sonstigen Komplikationen. Es lief problemlos. Die von mir an der Stelle gesammelte Erfahrung möchte ich im Sinne der Transparenz und Ehrlichkeit nicht verschweigen.

Bevor ich gehe, möchte ich mich bei allen Unterstützern ganz herzlich bedanken.

Bei Dir möchte ich mich für die freundliche Aufmerksamkeit bedanken. Deine Meinung kannst Du gerne in den Kommentaren hinterlassen, entweder auf YT oder auf meinem Blog. Wenn Dir das Video gefallen hat, dann abonniere gerne meinen Kanal. Mit dem Daumen kannst Du zeigen, wie es Dir gefallen hat und die Glocke informiert Dich sofort, wenn ich Nachschub an neuen Videos veröffentlichte. Es lohnt sich.

Bleibt gesund, passt weiterhin gut auf Euch auf und bis zum nächsten Mal. Bis dahin. Macht es gut. Ciao, Euer Michl aus Franken.

3 Antworten zu „Archcraft Linux: Minimalistischer und leichtgewichtiger Arch Fork im Test“

  1. Udo

    Danke für die Infos.
    Ich persönlich würde aber wahrscheinlich eher zu Manjaro greifen, was deutlich verbreiteter ist, auch auf Arch basiert, leicht zu installieren ist und in der XFCE Version wharscheinlich auch nicht viel mehr Recourcen frisst.

  2. Count Dooku

    Die Gefahr, solcherlei Arch-Töchter könnten sich als Eintagsmücken erweisen, halte ich auch für sehr groß.

    Ein eingefleischter Archer dürfte sein Arch allein schon ob des damit verbundenen Prestiges behalten wollen.

    Manjaro hat schon immer damit zu kämpfen, daß es zwar dicke Spendierhosen anhat, aber eines nicht verschenkt, nämlich das Juwel seiner Krone pacman. Und dies hat schon bei einigen Manjaro Fans zu Heulen und Zähneklappern geführt, wenn plötzlich pamac nicht mehr so recht gewollt hat.

    Was also tun?
    Entweder die Distro wechseln oder sich das Juwel der Krone Manjaro’s selbst holen! Ersteres habe ich nicht gewollt und so habe ich den Weg nach Arch angetreten.
    Nach etlichen, ungemein kräfteraubenden Razzien habe ich es dann auch bekommen und nun sitzt es da, wo es hingehört. – Erst mit pacman wäre Manjaro wirklich händelbar; bei Endeavour dürfte es wohl kaum anders sein.

    Seither bin ich nicht mehr in Archland gewesen und wüßte auch keinen Grund, weshalb ich mir irgendein Arch Light antun sollte.
    Ich kenne Arch und ich kenne Manjaro. Die Antwort der jetzt zu erwartenden Gretchenfrage lautet bei mir klipp und klar: “Lieber Manjaro als Arch!”

    Solcherlei Arch-Zwitter kämen mir nicht auf die Festplatte, aber da gäbe es ja noch das Biotop der Boxen …!

  3. sm.mg

    Ich höre häufig das Arch Probleme machen soll, kann dies nicht nachvollziehen. Es gibt nur zwei Schwachstellen, alles anders funzt. Das ist der Bootmanager und der Loginmanager. Sind beide ausgetauscht, ist nichts wackelig.
    Solche Derivate haben für mich einen einfachen Sinn, ich kann mir andere Zusammenstellungen ansehen, was ich unter Arch direkt nicht erkennen würde.
    Derivate bringen oft neue Techniken und knifflige Lösungen mit, was Linux dann antreibt. Dann spielt Linux seine Stärken aus, ich kann aus Möglichkeiten auswählen. Deshalb finde ich den Begriff Einsteigerdistro nicht als gelungen. Den es kommt darauf an, wer ist der Einsteiger? Faul, ohne Technikmuffel oder kann er sich auf neues einlassen? Daran orientiert sich der Nutzer. So schaue ich auch in der Familie, wem ich, was, anbiete. Gaz ähnlich dem Muster, was letztens in der c’t war. Bei Archcraft gefiel mit Openbox zwar, hatte allerdings zu viele Grafikfehler drin und ich bin auf die launen eines einzigen Entwicklers abhängig. XFCE war dann ok. Was du vergessen hast, dies Distro bringt gleich die Chaotic Quelle mit, was Aur oft überflüssig macht.

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