elementary OS 5.1.2 im Test. Alternative oder Rohrkrepierer?

elementary OS

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ElementaryOS 5.1.2 basiert auf Ubuntu 18.04.3 LTS und tritt an mit dem Anspruch die schnelle, freie und datenschutzfreundliche Alternative zu Windows und MacOS zu sein. Ob elementry OS diesem Anspruch genügt, fühlen wir heute auf den Zahn… Ab geht’s

Wer mit Datenschutz wirbt, sollte auch entsprechende Messlatte bestehen können. Installiere ich in meinem Browser die Erweiterung No-Script und surfe die elementaryOS Internetseite an, sehe ich was alles geblockt wurde. Hierzu zählen: Fontawesome, Google-Analytics, Gstatic, JSdelivr und stripe. Sind das alles bekannte Kandidaten wenn es darum geht Daten zu schützen? Doch jenseits der Webseite, die zweifelsohne zu ElementaryOS gehört, schauen wir im Verlauf des Videos natürlich auch die Linuxdistribution genauer an.

Eingebundene Drittanbieter. Aufgefrischt 4.Juni 2020.

Download

Auf der Internetseite des Elementary Projekts findet man erstmal keinen Download Knopf. Stattdessen wird man unterhalb des Notebooks gefragt, wieviel man zahlen möchte. Erst wenn man bei “anderer Betrag” die Zahl Null eingibt, wechselt der Knopf von „elementary OS kaufen“ auf „elementary OS herunterladen“. Ich verstehe den Trick dahinter und finde ihn aus technischer Sicht heraus betrachtet nett aber ob es wirklich zielführend ist das auf der Webseite so zu implementieren? Ich bin mir hier nicht sicher. Wer keine Kreditkarte hat, kann dem Projekt auch bei aller Zuneigung nichts spenden. Der bei uns beliebte jedoch im Sinne des Datenschutzes umstrittene Bezahldienst Paypal wird hier nicht gelistet.

Installation

Hier gibt es keine großen Erwähnungen. Der Installer flutscht. Er begleitet einen zielstrebig durch den Installationsprozeß und funktioniert erwartungsgemäß sehr gut.

Nach der Installation bzw. dem ersten Neustart gab es jedoch die Ernüchterung mit den Virtualbox Gast Erweiterungen. Diese ließen sich nicht installiert. Weder durch „Erweiterungen einlegen“, noch im elementaryOS Software Center.

Die Lösung hierfür führt direkt in die Konsole:

sudo apt install gcc make perl

zu den kopierten Gast Addons mit dem Terminal Ausführbar machen:

chmod +x VBoxLinuxAdditions.run

Installation: sudo sh ./VBoxLinuxAdditions.run

Danach wurde das Kernelmodul gebaut und die Auflösung kann angepaßt werden. In meinen Augen kein guter Anfang für einen in Linux unerfahrenen Wechselwilligen von MacOS oder Windows kommend.

Desktop allgemein

Der Standard Desktop erinnert ganz stark an MacOS. Wer aus der Apfelwelt kommt, wird sich hier sicher leichter zurechtfinden als wer aus der Windows Welt kommt. Es gibt unten ein kleines Dock, oben ist eine Leiste, die links die Applikationen durchsuchen läßt, mittig die Uhrzeit und auf Klick den Kalender zeigt und rechts diverse Steuerelemente. Hier sieht man doch die Gnome Wurzeln. Der Desktop heißt Pantheon und ist ein selbst initiierter und getragener Fork von Gnome 3. Mir persönlich gefällt Pantheon ziemlich gut und die umgesetzten Ideen finde ich sehr gut. 

Oben rechts gibt ein eine „nicht stören“ Funktion. Eine einfache aber m.M.n. tolle Funktion, die leider in den meisten anderen Distributionen so fehlt. Auch gibt es per Standard eine Kindersicherung. Man kann also für bestimmte Benutzer Einschränkungen einstellen. Hervorragende Umsetzung muß ich gestehen. Weiter ist eine Firewall standardmäßig dabei, deren Oberfläche auch unerfahrenere Nutzer in die Lage versetzen dürfte Regeln zu verfassen.

Desktop Themes

Das Elementary Theme für Pantheon und für die Icons kommt modern daher. Es ist etwas konservativer als z.B. der Yaru Theme-Ansatz bei Ubuntu aber das ist vermutlich der Zuneigung zu MacOS geschuldet. Es wird Grund solide, nicht verspielt und zum täglichen Arbeiten geeignet. 

Desktop Aussehen

Generell gibt es ein hellen und einen dunklen Modus. Doch so einfach läßt sich der dunkle Modus oder gar andere Themes nicht einstellen. Hierzu müssen wir leider erst die Elementary Tweaks installierten. Hierzu muß ein PPA eingebunden werden und von dem dann das Elementary Tweaks Tool installiert werden.

Installation der elementary Tweaks

Diese Paket benötigen wir als Voraussetzung um PPAs einbinden zu können: sudo apt install software-properties-common

https://github.com/elementary-tweaks/elementary-tweaks

PPA einbinden: sudo add-apt-repository ppa:philip.scott/elementary-tweaks

Tweaks installieren sudo apt install elementary-tweaks

Mit dem Tweaks Tool kann man auch die Fensterknöpfe anders anordnen. Ich finde ich voreingestellte Variante mit Fenster schließen links und Maximieren rechts für absolut ungünstig gewählt. 

Im Tweaks Tool einfach unter Erscheinungsbild bei Fensterbedienung den gewünschten Modus einstellen. Ich bevorzuge das OS X Theme an der Stelle. Wo wir gerade im Tweak Tool sind, oben unter Themaeinstellungen können wir auch „Dunkle Variante  bevorzugen“ aktivieren wer es generell gerne dunkel mag. Hat man hier seine Wahl getroffen, erwartet einen ein sehr schöner und funktionaler Desktop.

Eine sehr schöne Auswahl an Hintergrundbildern gestattet es mit Bordmitteln das Aussehen des Schreibtisches zu verändern. Hier dürfte man fast schon die Qual der Wahl haben welches Bild man einstellt und welches gar nicht. Ansonsten kann man noch am Erscheinungsbild geringfügige Änderungen vornehmen. Auch das Dock läßt sich sporadisch konfigurieren. Wer im Dock mehr Änderungen vornehmen will, sollte die Taste Ctrl drücken und einen Rechtsklick auf das Dock machen -> dann Einstellungen wählen. Hier läßt sich dann mehr Konfiguration vornehmen.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 5.3.0-40
  • Firefox ist nicht vorinstalliert. Stattdessen liefert man Epiphany Browser aus. Ein selbst entwickelter Fork von Gnome Web, den vom Gnome Projekt bereitgestellten Browser. Firefox kann mit sudo apt install firefox in Version 73.0 nachinstalliert werden.
  • Thunderbird ist nicht vorinstalliert. Mit Mail liefert ElementaryOS ein Fork basierend auf dem Mail Client Geary. Mit sudo apt install thunderbird kann man Thunderbird 68.4.1 nachinstallieren.
  • LibreOffice ist ebenfalls nicht vorinstalliert, kann aber über das Software Center nachinstalliert werden. Macht man dies, dann erwartet einen nach der Installation LibreOffice 6.0.7.3

Es ist wirklich kaum unnütze Software vorinstalliert. Nicht mal LibreOffice ist vorinstalliert. Damit hebt sich elementary deutlich von den anderen Ubuntu-basierenden Distributionen ab. Ich finde die getroffene Entscheidung hinsichtlich vorinstallierter Apps als ausgezeichnet. Hier bin ich sehr begeistert mit dem minimalen Ansatz per Standard. 

Eine Besonderheit sind hier die Elementary Apps und das Bezahlmodell. Man kann die Software gratis herunterladen gemäß dem „zahle was Du willst“ Prinzip. Eine super Idee. Nur wie eingehend schon erwähnt, wer keine Kreditkarte hat, kann auch nicht z.B. mit PayPal dem Entwickler ein Trinkgeld zukommen lassen. Ansonsten eine in der Linuxwelt sehr progressive Entwicklung. Kompliment. 

Doch bei den elementary Apps muß ich das Bespiel Musik mal herauspicken. Denn das funktioniert mit kleinen lokalen MP3 Sammlungen vermutlich gut. Bei einem Sammelsurium jenseits der 50GB kommt das Programm an seine Grenzen bzw. wird unbrauchbar. Schade. Es macht hier den Eindruck als hätte man eine gute Grundversion konzipiert, pflegt oder entwickelt diese aber nicht großartig weiter. Musik in Version 5.0.4 wurde am 17.4.19 veröffentlicht. Seither kam nix mehr.

Speicherverbrauch

Der Speicherverbrauch hängt natürlich vom persönlichen Nutzungsverhalten ab. Meine Testinstallation verbrauchte etwa 650MB, womit sich Elementary bzw. Pantheon als deutlich sparsamer als die getesteten Distros mit Gnome oder KDE Oberflächen zeigt. Hier ein ganz klares Daumen hoch.

Fazit

ElementaryOS hat viel Potential und macht viel ab der Installation direkt richtig. Lediglich die Anordnung der Fenstersymbole gefällt mir überhaupt nicht, aber ansonsten halte ich elementaryOS für eine wenn nicht sogar die Linux Vorzeige-Distribution. Die Anlehnung an MacOS und dessen Reputation hinsichtlich konsistenten Erscheinungsbildes und Nutzerfreundlichkeit schlägt m.E.n. sogar bis ElementaryOS durch. Generell verfolgt man zahlreiche gute Ansätze. Ich habe den Eindruck es fehlen an manchen Stellen Ressourcen, um den Weg vollständig zu gehen. Das wird vermutlich nur über die Zeit verbessert, wenn das Monetäre fehlt. Das ist kein Beinbruch, sollte aber erwähnt werden.

Ich habe Elementary OS für knapp ein halbes Jahr auf meinem Hauptrechner eingesetzt und war sehr angetan. Letztlich hat sich jedoch mit den Fensteranordnungen mal was verwurschtelt, was ich nicht lösen konnte. Ich hatte dann 2-3 Stunden analysiert aber fand das Problem nicht. Daraufhin habe ich mich entschieden zurück zu Debian zu wechseln und Elementary ggf. zum späteren Zeitpunkt nochmal zu verwenden. Vielleicht habe ich mit den Themes etc auch nur zu viel gespielt. Generell empfehle ich ElementaryOS jedem vom Einsteiger bis zum Crack. Es wird allen eine saubere All-Around-Disbribution geboten, die eigentlich an keiner Stelle enttäuscht.

Ich hoffe Euch hat dieses Video gefallen. Bei Fragen könnt Ihr diese gerne bei den Kommentaren hinterlassen. Weiter würde ich mich über ein Kanalabo sehr freuen. 

Dann wünsch ich noch einen schönen Tag. Macht es gut und bis die Tage. Habe die Ehre.

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5 Antworten zu „elementary OS 5.1.2 im Test. Alternative oder Rohrkrepierer?“

  1. Mike Nixda

    Apropo Desktop: Pantheon verbietet es Programmen, sich als Tray-Icon abzulegen. Damit werden defacto gängige Programme wie Nextcloud, Dropbox, Skype, Telegram, etc. unbrauchbar. Für mich der Grund, es nicht zu benutzen. Das schicke Aussehen kann man ohne große Mühe mit dem Cinnamon Desktop nachbauen.

  2. Ich finde es sehr schade, dass kein Update möglich ist. Vor allem deswegen, weil man beim Start dieser Version direkt darauf hingewiesen wird, dass Hera gar nicht für den produktiven Einsatz geeignet sein soll. Wer hat schon Lust mit einem nicht vollständig funktionierenden OS zu arbeiten? Und wer hat Lust und Zeit, alle zwei Jahre die Distribution komplett neu aufzusetzen? Gestern kam elementary OS 6 Odin heraus.

  3. MichlFranken

    Hallo Lars,
    ein Upgrade ginge schon irgendwie aber wäre nicht die empfohlene Standard-Routine und nicht risikofrei. Allerdings ist das kein gutes Signal an die Nutzer eine Neuinstallation zu verlangen. Mein Test zu ElementaryOS 6 ist schon fertig und kommt am Freitag.

    Ich denke eh, dass die auf Ubuntu aufsetzenden Distros mittel- und vor allem langfrisitg sich umorientieren werden müssen.
    Da Pantheon auch für andere Distros kommen wird, könnte in Verbindung mit Arch oder Manjaro heir eine sehr interessante Alterantive kommen können. Schau mer mal.

  4. Georg

    Hast mehrere Rechtschreibungsfehler mein Freund, kontrollier Mal mehr deine Artikel. Danke für den guten Artikel.

  5. MichlFranken

    Danke für die Rückmeldung und den Hinweis. Ich bin nochmal drübergegangen.

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