Im Hause Ubuntu erscheinen traditionell zwei Ausgaben im Jahr. Eine im Frühling und eine im Herbst. Nach der letzten Ubuntu 21.04 Version sind wir nun schon wieder im Herbst und beschäftigen uns nun mit Ubuntu 21.10. Der Codename ist Impish Indri und im Beitrag erfahrt Ihr alles, was Ihr dazu wissen müsst. Viel Spaß.
Über Ubuntu 21.10
Ubuntu kommuniziert die Veröffentlichungstermine zuverlässig im Vorfeld. So geschah dies auch mit Impish Indri für den 14. Oktober 2021. Wichtig ist zu wissen, dass dies eine Ausgabe mit lediglich 9 Monaten Produktpflege ist. Zeitgleich ist dies die letzte Version vor der nächsten LTS Version, denn Ubuntu 22.04 LTS erscheint im April 2022.
Somit ist der experimentelle Charakter geringer, da man quasi die Brückenpfeiler zur nächsten LTS jetzt schon vorbereitet. Ubuntu 21.10 wird bis Juli 2022 unterstützt. Wer also nicht gleich im April auf den Nachfolger springen will, kann sich noch einige Monate Zeit lassen.
Werfen wir mal einen Blick auf die Neuerungen in Ubntu 21.10
- Kernel 5.13
- Gnome 40.4.0
- Neuer Installer
- Yaru Hell ist der neue Standard und als Alternative gibt es Yaru Dunkel
- Nvidia Treiber sollen besser mit Wayland harmonieren
- Pipewire ist mit an Bord, wobei PulseAudio 15 noch den Ton angibt
- Firefox wird nun als Snap Paket bereitgestellt
- Multitouch Gesten
Obwohl es der erste Blick vielleicht nicht gleich vermuten lässt, aber wie Ihr seht, es hat sich in dieser Version doch recht viel ergeben.
Vorarbeiten, Inbetriebnahme & Systemvermessung
Als Erstes laden wir uns das Ubuntu ISO Abbild herunter. Dazu navigiert Ihr auf die Ubuntu Projektwebseite und wählt oben Download aus. In dem nun aufklappenden Menü wählt ihr oben links Ubuntu Desktop aus und dann auf 21.10. Nach einem kurzen Augenblick geht das Fenster zum Runterladen auf. Sobald die ISO Datei vollständig heruntergeladen wurde, solltest Du die Checksumme verifizieren. Wie das geht, habe ich bereits gezeigt. Einfach Reinschauen falls da Unklarheiten sind.
Die Inbetriebnahme fand bei mir in VirtualBox statt. Ich werde an der Stelle den Installationsprozess nicht detailliert beschreiben. Stattdessen verweise ich auf mein Ubuntu Installationsvideo im Rahmen der Serie Wechsel zu LInux. Schau gerne mal rein wenn Du da nicht ganz sicher bist.
Schauen wir uns mal die Systemvermessung an.
Die Standard Installation belegte bei mir 3,3 GB. Ja, da musste ich auch zwei mal hinschauen.
Der initiale Benchmarkwert im Arbeitsspeicherkonsum lag bei mir bei Standard Installation bei knapp 1 GB
Das hier ist ein System mit normaler Installation. Schielen wir kurz zum Vorgänger, Ubuntu 21.04 rüber und vergleichen, der Plattenplatzbedarf der Root Partition ist erheblich gesunken und hat sich nahezu halbiert.
Beim RAM Konsum krallte sich 21.10 knapp 100MB mehr und zuckelte somit bei ca 1 GB herum.
Beim Storage sind das hervorragende Werte, beim RAM gehts schon noch.
Desktop & Programme
Ubuntu 21.10 liefert Gnome Shell 40.4.0 mit aus.
Ubuntu bleibt dem Unity Vermächtnis treu und passt den Gnome Desktop entsprechend an. So ist links ein Dock platziert, welches Schnellstarter birgt und offene Programme anzeigt. Die obere Leiste hat mittig das Datum und rechts Systemindikatoren.
In gewohnter Weise sieht der Desktop optisch gut aus. Das Farbpaket passt gut zusammen und wirkt stimmig. Beim Systemthema könnt Ihr jetzt nur noch zwischen Yaru hell oder dunkle wählen. Yaru Standard, also ein Helles Fensterbild mit dunklem Kopf gibt es nicht mehr. Entweder oder. Sowohl Yaru Hell als auch Yaru Dunkel sehen gut aus. Es wirkt modern und ansprechend. Mit dieser Version liefert Ubuntu Gnome 40 aus und vollzieht damit den umfangreichen Wechsel der Gnome Version relativ unspektakulär, da man Gnome anpasst. Das Resultat ist, dass sich bei Ubuntu der Gnome Desktop zum Verwechseln ähnlich sieht, nehmen wir mal 21.04 und 21.10 als Vergleich. Hier haben die Ubuntu Entwickler meiner Meinung nach die richtige Entscheidung getroffen und diese so umgesetzt, sodass der Desktop Anwender nicht in einer Baustelle strandet.
Vorinstallierte Software
- Kernel: 5.13
- Browser: Firefox (via Snap)
- E-Mail Client: Mozilla Thunderbird
- Büropaket: LibreOffice 7.2
- Software-Container: Snap
Allgemein vorinstallierte Software:
Dies ist eine Standard Installation und wer meine Videos zu früheren Ubuntu Versionen gesehen hat, weiß, dass ich hier öfter vorinstallierte Crapware monierte. Also unzählige Software, die vermutlich kein Mensch vorinstalliert brauchte. Hier kann Ubuntu mittlerweile deutlich positiver auffallen. Der Softwarestack ist spürbar verschlankt und das tut dem System sehr gut. Es ist reduziert auf ein nötiges Mindestmaß, sehen wir mal von den 2 Spielen ab.
Hier bin ich also eindeutig positiv angetan. Die Zeit der Crapware scheint vorüber. Sehr gut.
Ich würde mir weiterhin noch wünschen, dass unter Anzeigegeräte beim Nachtmodus die Option vorhanden wäre, im Nachtmodus Yaru Dunkel einzustellen. Das erwähnte ich schon als Wunsch beim Vorgänger. Kommt ja vielleicht noch.
Besonderheiten und Fazit
Während der Vorgänger Ubuntu 21.04 mir überschaubaren Verbesserungen kam, hat Ubuntu 21.10 mehr im Gepäck. Man sieht es nicht, was jetzt interpretierbar ist. Ich finde es gut, denn z.B. Gnome 40 hat einige Paradigmen der Vergangenheit überwunden und hinterließ bei manchen nur Fragezeichen. Die Ubuntu Entwickler haben hier besonnen agiert und Gnome 40 sehr gut in Ubuntu integriert.
In meinen Augen kommt Ubuntu 21.10 dem nach, was man von den Zwischenversionen erwartet. Sie bringt von einem gewissen technischen Standpunkt aus betrachtet das System einen gewissen Schritt nach vorne. Es modernisiert aber ohne zu verwirren, weil jetzt alles unglaublich neu und dadurch gleich viel besser ist. Hiermit ebnet Ubuntu 21.10 den Weg zum Nachfolger, Ubuntu 22.04 LTS. Denn dort werden wir nur kleinere Sprünge sehen, da dort der Fokus wieder auf Langzeitunterstützung für insgesamt 10 Jahre liegen wird.
Wie auch schon bei Ubuntu 21.04 erwähnt, Ubuntu setzt auf das open ZFS Dateisystem. Das ermöglicht, wie bei den Mitbewerbern, die auf BtrFS setzen, Schnappschüsse des Systems anfertigen zu lassen und im Bedarfsfall auch zurückzurollen. Auch hier funktioniert das gut, sodass wir bei Ubuntu 22.04 LTS hier eine vernünftige und brauchbare Lösung erwarten können. Bei Ubuntu 20.04 LTS war die ZFS Unterstützung nur experimentell und wurde auch mit den Point-Releasen nie aus diesem Status erhoben. Nun geht open ZFS auch in Verbindung mit Festplattenverschlüsselung zuverlässig, das brachte Ubuntu 21.04 schon so und hier ist das nicht anders. Wieso Ubuntu auf ZFS und nicht BtrFS setzt, weiß der Geier aber jenseits der Methode ist der Mechanismus somit vergleichbar wie bei anderen Distros. Nur halt doch wieder so ne gewisse Sonderlocke.
Wenn Ihr Ubuntu nutzt, vergesst nicht nach Installation von Ubuntu 21.10 einmal die Datenschutzeinstellungen zu prüfen. Hier sehe ich bei Ubuntu Verbesserungspotential und empfehle die Konfiguration der Fehlerdiagnose auf „Nie“ zu setzen und bei Konnektivität die Verbindungsüberprüfung auszuschalten.
Wer derzeit Ubuntu 21.04 einsetzt, bekommt eine solide und fortschrittliche Nachfolgeversion, die sich nicht vor den anderen nicht LTS Versionen verstecken muss. Wer aktuell Ubuntu 20.04 LTS einsetzt und schon bei Ubuntu 20.10 und 21.04 nicht schwach wurde, dürfte auch bei Ubuntu 21.10 keinen Wechselgrund erkennen können. Und falls doch, würde ich die paar Monate bis Ubuntu 22.04 noch warten, wenn Du eigentlich LTS Anwender bist.
Wer kein LTS Anwender ist und neuere Software im Ubuntu Universum benötigt, sollte ggf noch ein bis zwei Wochen Warten mit dem Upgrade, da bis dann Kinderkrankheiten gefunden und ausgebügelt sein dürften. Allen anderen würde ich raten bei Ubuntu 20.04 LTS zu bleiben, wenn Stabilität und Zuverlässigkeit hoch auf der Agenda stehen.
Wie hat Dir Ubuntu 21.10 gefallen? Ich fand, es war die interessanteste Version der drei nicht-LTS Versionen zwischen 20.04 und 22.04. Wie siehst Du das? Deine Meinung dazu kannst Du gerne in die Kommentare hineinschreiben, egal ob auf YT oder in meinem Blog. Ich bin gespannt, was Ihr meint.
Ok bevor ich gehe, möchte ich mich bei allen Unterstützen ganz herzlich bedanken. Wer mein Projekt unterstützt, unterstützt dadurch auch diese Form der unabhängigen Berichterstattung und Meinung. Heißt nicht, dass ich Sponsoren gegenüber abgeneigt bin aber niemals zu dem Preis, dass meine Meinung dann irgendwie vorgefertigt werden könnte. Das ist im Übrigen auch der Grund, wieso ich bislang einer der Creator bin, die keinen Sponsor im Video vorstellen. Es fanden sich einfach Topf und Deckel noch nicht. So ist das.
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