Solus 4.4 Testbericht – Wiederauferstanden von den Toten

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Willkommen zurück. Solus Linux ist bekanntlich wieder von den Toten auferstanden. Mit Version 4.4 melden sich die Entwickler zurück und wir schauen uns an, was Solus 4.4 mit Budgie Desktop im Gepäck hat. Viel Spaß.

Die Eckpunkte zu Solus

Bei Solus handelt es sich um eine unabhängige Linux Distro, die einen rollenden Ansatz favorisiert. Hauptmerkmal neben dem unabhängigen Unterbau ist der hauseigene Budgie Desktop, der ein Gnome Fork ist.

Obwohl Solus eine interessante Distro ist, musste das Projekt schon mehrere Tiefschläge einstecken. So verlies der Gründer Ikey Doherty das Projekt im Jahr 2018. Anfang 2022 verließ Joshua Strobl, der das Projekt in der Zwischenzeit führte, das Projekt. Seitdem geriet das Projekt mehr und mehr in Schieflage.

Anfang des Jahre 2023 machte das Solus Projekt von sich Reden, denn es brach zusammen. Über Wochen gab es keine Aktualisierungen, die Server waren down, die Projektseite nicht mehr erreichbar. Alles sah danach aus, als wäre Solus Linux gestorben und in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Doch im April 2023 dann die Auferstehung des Toten als Joshua Strohl verkündete, dass man zurück sei und das mit einem Rettungsplan, der eine neue Führung und Infrastruktur versprach. So war auch Ikey Doherty, denn Solus soll künftig auf Serpent OS. Das ist das Projekt, für das Ikey Doherty seinerzeit Solus verlies. Solus 5 soll dann auf Serpent OS aufbauen.

Also ist Solus wieder zurück und veröffentlichte kurz nach der Wiederauferstehung Version 4.4 , welche wir uns näher anschauen werden.

Was ist neu?

  • Änderungen im Design (Dunkelmodus ist Standard mit stilistischen Ausrichtung an Adwaita
  • Budgie Desktop 10.7.2
  • Gnome Edition mit Gnome Shell 43.5
  • MATE Edition mit MATE 1.27.1
  • Plasma Edition mit KDE Plasma 5.27.5
  • Diverse Fehlerkorrekturen und Verbesserungen

Technische Eckpunkte

Die Systemanforderungen sehen wie folgt aus:

  • Eine leere DVD oder ein 3-GB-USB-Laufwerk
  • Mindestens 10 GB verfügbarer Speicherplatz
  • 4 GB RAM für ein optimales Erlebnis
  • Ein 64-Bit-Prozessor (x86_64)

Es handelt sich um eine rollende Distribution. Solus ist eigenständig von Scratch aufgebaut und basiert somit auf keiner anderen Distribution. Solus setzt eine abgewandelte Version vom PiSi Paketmanager ein, der eopkg getauft wurde. Eine Rückkompatibilität zwischen PiSi und Eopkg existiert nicht. Eopkg ist aufgrund der PiSi Basis ein kommandozeilen Tool (CLI) aber kommt auch mit grafischer Oberfläche daher.

Inbetriebnahme

Um das Installationsabbild herunterzuladen, müssen wir auf die Solus Projektseite, die wir unter getsol.us erreichen. Einfach oben auf Download und schon stehen wir vor der Wahl des Desktops. Neben Budgie gibt’s noch Gnome, Mate und KDE Plasma. Ich habe Budgie ausgewählt und dort einfach auf Download geklickt. Kurz darauf kommt das Pop Up Fenster und ihr könnt mit Ok loslegen.

Sobald dies geschehen, solltet Ihr die Softwareverfikation durchführen. Wie das geht, hatte ich schon gezeigt. Auf meinem YT Kanal findest Du alles Videos dazu.

Sobald alles runtergeladen ist, könnt Ihr installieren. Ich habe in einer vm installiert, damit ich den Installer kurz zeigen kann.

Letztlich geht es im Live Modus los, in dem Ihr Solus voll ausprobieren könnt. Auf install startet der Installer. Insgesamt lässt sich sagen, dass dieser benutzerfreundlich konzipiert ist und einen an der Hand nimmt. Im Rahmen der Installation werden Parameter wie Lokalisierung, Zeit und Tastaturbelegung festgelegt. Auch wird partitioniert, in dessen Rahmen ich die Verschlüsselung aktiviert habe und strikt empfehle das immer grundsätzlich so zu machen. Eine Softwareauswahl oder dergleichen müssen wir nicht treffen, ergo geht’s dann auch schon los. Nach einer kurzen Weile ist das fertig und bittet um Neustart. Danach geht’s auch schon im neuen System los.

Zielgruppe

Die Zielgruppe von Solus Linux umfasst sowohl erfahrene Linux-Benutzer als auch Neueinsteiger, die nach einer benutzerfreundlichen und stabilen Distribution suchen. Solus richtet sich an Benutzer, die eine elegante und intuitiv bedienbare Oberfläche bevorzugen und Wert auf eine gute Performance legen.

Erfahrene Linux-Benutzer schätzen die Unabhängigkeit von Solus und die Möglichkeit, eine Distribution zu verwenden, die von Grund auf neu entwickelt wurde. Sie profitieren von der Stabilität und den optimierten Eigenentwicklungen, die Solus bietet.

Neueinsteiger in die Linux-Welt finden in Solus eine einsteigerfreundliche Umgebung. Die einfache Installation, das zentrale Software-Center und die intuitive Benutzeroberfläche erleichtern den Einstieg und bieten eine angenehme Nutzererfahrung.

Darüber hinaus spricht Solus Linux auch Benutzer an, die ein ästhetisch ansprechendes Betriebssystem suchen. Das elegante Design des Budgie-Desktops und die sorgfältig ausgewählten vorinstallierten Anwendungen machen Solus zu einer attraktiven Option für Benutzer, die Wert auf ein ansprechendes Erscheinungsbild legen.

Insgesamt kann man sagen, dass Solus Linux eine breite Zielgruppe anspricht, die eine unabhängige, benutzerfreundliche und stabile Linux-Distribution mit einer eleganten Benutzeroberfläche sucht.

Performance, Desktop & Programme

Systemvermessung

Mein System mit Budgie Desktop krallte sich 7 GB von der Platte. Im Arbeitsspeicherbedarf zeigt sich Solus mit 623MB recht bescheiden.

Die Anzahl installierter Pakete nach ersten Start lag bei 727 Paketen.

Desktop Oberfläche und Konzept

Zum Zeitpunkt der Beitragserstellung wurde Budgie 10.7.2 bereitgestellt.

Wie eingehend erwähnt, Solus hatte konstitutionelle Probleme zu lösen. Aus dem Grund kommt diese Budgie Version auch mit wenig revolutionären Neuerungen. Vielmehr beschränkt sich diese Version auf nötige Fehlerkorrekturen und geschlossene Sicherheitslücken.

Das Desktop Konzept ist nicht neu. Es ist an ein Windows 10 Design angelehnt. Das sticht klar hervor. Unten eine Leiste, links ein Startmenü, welches von Programmschnellstartern gefolgt wird. Diese Schnellstarter sind flexibel anpassbar. Rechts haben wir Steuerelemente bzw. Systemindikatoren.

Anpassungen können in den Budgie Desktop Einstellungen vornehmen werden. Hier besteht die Möglichkeit Themen für Widgets und letztlich Fenster einstellen, aber auch Symbolthemen etc können hier angepasst werden. Interessant sind auch bei den Leisten selbst die Einstellungen. Hier können wir nebst Transparenzeffekten auch auf simple Weise einen Dock-Modus einstellen. Effektiv und elegant. Leider nach wie vor viel zu sehr versteckt aber von der Funktion her sehr schön. Die bereits mit Solus 4.2 angesprochene Redundanz mit Budgie Desktop Control Center und Budgie Desktop Einstellungen besteht weiterhin. Es gibt also weiter zwei Anlaufstellungen, in denen verschiedene Einstellungen vorgenommen werden können.

Wenn Ihr gerne mit Applets arbeitet, klickt mal unten rechts auf dieses Pfeilsymbol. Mehr Applets gibt’s wieder in den Budgie Desktop Einstellungen.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 6.3.8
  • Browser: Firefox
  • E-Mail Client: Thunderbird
  • Büropaket: LibreOffice
  • Software-Container: Snap und Flatpak

Allgemein vorinstallierte Software:

Der Software-Stack ist schlank. Für den Desktop ist ein nützliches Set vorinstallierter Programme wie Browser, Mail Client, Office usw. dabei. Heißt man kann direkt starten. Was fehlt, gibt es im Software Center. Doch dazu gleich mehr. Manche Distro packen viel rein. Getreu dem Motto viel hilft viel. So ist das hier nicht. Ein schlanker Stack mit einem gewissen Startkapital geht so in meinen Augen völlig in Ordnung.

Kommen wir nochmal auf das Software Center zurück. Öffnest Du dieses, gibt es links eine Spalte mit Kategorien wie Home, Aktualisierungen, Drittanbieter usw. Die Kategorie Aktualisierungen wird man das eine oder andere Mal aufsuchen, wenn Systemaktualisierungen bereitgestellt werden. In der Vergangenheit wurden Patches immer freitags bereitgestellt. Keine schlechte Idee, denn dann hält das nicht von der Arbeit ab.

Benutzt oder benötigst Du proprietäre Software, dann schau mal in den Bereich Drittanbieter. Da gibt’s verschiedene Pakete wie Android Studio, Google Chrome, diverse IDEs für Entwickler, Skype, Slack, Spotify oder Teamviewer um einige zu nennen.

Wer vorhin bei der Software-Übersicht aufgepasst hat, weiß, dass zwei Software-Container Lösungen an Bord sind. Snap und Flatpak. Aber was ich nicht verstehe, ist wieso z.B. bei Flatpak keine Quellen eingebunden sind. Also Flathub steht nicht als Quelle werksseitig zur Verfügung. Weiter sind keinerlei Software-Container vorinstalliert. Möchtest Du Snap Pakete installieren, steuere mal Snapcraft an. Möchtest Du Flatpak Container installieren, musst Du Flathub als Quelle einbinden. Auf der Flathub Seite ist das jedoch sehr gut dokumentiert. Warum das so ausgeliefert wird, erschließt sich mir nicht.

Besonderheiten und Fazit

Ich hatte in meinen vorausgegangenen Solus Tests nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass mir der Zweck der Distro noch immer nicht ganz klar ist. Doch in Euren Kommentaren konnte ich herauslesen, dass einige von Euch voll auf Solus setzen und diese rollende Distro zu schätzen gelernt haben. Das finde ich super. Und ich lese immer gerne solche Erfahrungsberichte.

Die Entwicklung von Solus im Hinblick auf das Projekt ist wechselhaft. Mir wäre das zu wacklig, um mich voll auf die Distro zu verlassen. Wie wir vorhin sahen, wird Solus auf eine neue Basis gehoben. Mit Version 5 soll das realisiert werden, wenn auch gleich genauere Termine noch folgen sollen. Für mich ist die Solus-Kuh fürs Erste vom Eis. Aber es bleibt für mich ein Wackelkandidat. Das Entwicklerteam ist klein und überschaubar. Hängt wieder einer den Job im Projekt an den Nagel, geht das Drama möglicherweise von vorne los. Ich will es nicht hoffen, aber ich denke, dass sich Solus nicht nochmal so einen Bauchklatscher leisten kann.

Fazit

Solus 4.4 ist ein nötiges Point-Release und überzeugt nicht mit fetten Neuerungen oder krassen Effekten. Es korrigiert Fehler und kümmert sich um das, was in den letzten Monaten liegen blieb. Mehr ist es aber nicht. Das ist nicht schlimm.

Wichtig ist, dass Sicherheitsaktualisierungen verlässlich kommen. Vor allem bei einem rollenden System will man sich auch auf kontinuierlichen Nachschub verlassen.

Nutzt Du Solus? Dann bist Du gerne eingeladen Deine Meinung zu Solus 4.4 in die Kommentare zu schreiben. Ansonsten eine dringende Wartung und letztlich auch eine Version, die die Nutzer beruhigen sollte, dass es weitergeht. Nichts ist schlimmer als ein System, welches aufgrund von konstitutionellen Problemen keine Sicherheitskorrekturen erhält und somit leichte Beute werden kann. Das ist in meinen Augen der Super GAU.

Wer schon Solus einsetzt, bekommt die Pakete sowieso bzw. bekam diese bereits und ist auf Version 4.4. Wer neu ins Solus Boot steigen möchte, sollte die oben erwähnten konstitutionellen Probleme im Projekt kennen und abwägen. Ich hoffe sehr, dass sich das nicht wiederholt. Das Projekt wuppt die Basis auf ein neues Fundament oder hat das zumindest geplant. Das heißt weitreichende Änderungen bei begrenzen Ressourcen. Ich würde demnach derzeit niemanden empfehlen auf Solus zu wechseln, sondern abzuwarten bis die Version 5 sauber über die Bühne brachten und veröffentlichen.

Das ist keine Schelte für Solus oder Solus Nutzer. Für mich ist es wichtig zu betonen, dass Solus eine der stabilen rollenden Distros ist und generell eine beachtenswerte Distro ist. Doch es gab Probleme und ich will auch niemanden empfehlen Solus zu verwenden und dann gibt’s wieder im Projekt Knatsch und im dümmsten Fall wird der Wechsel auf eine andere Distro nötig. Also besser beobachten und wenn es zu sehr juckt, installiere Solus in einer VM auf deinem aktuellen Betriebssystem.

Schreibe Deine Eindrücke und Meinung zu Solus gerne mal in die Kommentare.

6 Antworten zu „Solus 4.4 Testbericht – Wiederauferstanden von den Toten“

  1. Gregor

    Moin, ich habe Solus Linux 4.4 installiert als es Final raus gekommen ist, ich muß sagen das es bis jetzt sehr stabil und sehr flott läuft. Auch sieht es meiner Meinung nach wirklich hübsch aus und alles, wirklich alles läuft sauber. Ich habe Flatpak installiert, Snap nutze ich nicht, bin bis jetzt wirklich sehr angetan und hoffe das es bei Solus so weiter geht.
    Gruß Gregor
    PS: Wieder einmal ein absolut realistischer und toller Bericht von dir, ich lese hier sehr oft mit

  2. Axel

    Teste es auch gerade. Beim Versuch PyQt5 zu installieren sollen (da steht sogar müssen) als Abhängigkeiten Firefox und Thunderbird installiert werden. Das kann ja wohl nicht sein, habe das auch noch nie bei einer Distro erlebt.

  3. Andreas

    Ich nutze Solus seit 2018. Nach anfanglichen Experimenten läuft das Solus auf dem damaligen Hauptrechner, einem Dell Inspiron 17r, seit 2019 bis zum heutigen Tage mit Solus. Mitlerweile zum Zweit-Rechner degradiert läuft Solus wie am ersten Tage. Es wurde zwei Male auf eine neue SSD umgeztogen (via dd). Mein derzeitiger Haupt-Rechner, ein Lenovo Legion 5, läuft ebenfalls mit Solus im Dual-Boot mit Windows 10 pro zum zocken. Die Zockerei unter Solus habe ich aufgegeben, da läuft nicht alles und es bleibht zu frickelig. Parallel schaue ich mir die verschiedensten Distros an, habe aber noch keine gefunden mit der ich im täglichen Betrieb warm werde. Einzig ubuntu kammt als Server für Samba, Nextcloud, io.broker und openVPN zum Einsatz.
    Ich hoffe das uns/mir Solus noch lange erhalten bleibt und der Umstieg zu “>Serpent OS” nicht zu steinig wird und der Charakter von Solus nicht verloren geht.

  4. CR

    HI, ich bin seit 2018 auf dem Solus Zug und kann nur sagen, dass ich es bisher nicht bereut habe. Von OpenSuse Leap kommend (mit haarsträubenden Erfahrungen mit KDE auf einem Lenovo Thinkpad), dann weiter über Ubuntu, Debian und ElementaryOS war SolusOS für mich eine stabile und saubere Plattform, welche meine Ansprüche an eine schicke Oberfläche, schnelle Updateversorgung und hohe Verfügbarkeit unterschiedlichster Softwarepakete befriedigen konnte. Ich nutze es nach einigem Testen der unterschiedlichen Flavours ausschließlich mit GNOME. Zur oben genannten Frage zum Sinn und Einsatzzweck der Distribution kann ich hier auf die für mich beste Nutzererfahrung und Integration von 3rd Party Tools verweisen. So stehen mit diversen Remote Supporttools ( AnDesk, Teamviewer), einigen Entwicklungsumgebungen und auch vielen anderen Tools (z.B. Google Chrome) Softwarepakete bereit, die die Distribution für mich klar in ein IT-affines Entwickler,IT-Dienstleister oder auch ambitionierter User Umfeld platzieren. Als Alternative sehe ich momentan nur PopOS, da es mit FractionalScaling bei der GUi schon einen Schritt weiter war, bzw. ist. Solus hat hier zwar mittlerweile nachgezogen, bei PopOs läuft es aber etwas “weicher”. Insgesamt seit Solus 4.4 für mich die beste Distribution im professionellen Umfeld, wenn man einer gewissen Spreizung des eigenen Softwarestack aus Kompatibilitätsgründen nicht ausweichen kann.Beste Grüsse und Dank an JoshStrobel und Co. und natürlich allen Open Source Verfechtern

  5. Bernd

    Ich nutze SOLUS seit Jahren und war de facto auch geschockt, als die Server plötzlich still standen. Mittlerweile läuft wieder alles normal, ich habe den Eindruck die Updates kommen zuverlässiger als zuvor.
    Nach langer Suche hat mich SOLUS in der Linuxwelt absolut überzeugt: Ist schnell, bleibt schnell, läuft stabil, kein unnötiger Schnickschnack, hat und kann Alles was man braucht und was es nicht hat und nicht kann, das braucht man auch nicht.

    Die Chancen eines Nieschenprodukts sind groß: Unabhängig von den Großen, aus dem Fokus böser Buben und innovativ in der Entwicklung. Gefahren gibt es bei der Langlebigkeit und Einschränkungen in der Ausstattung. Nichts desto Trotz, SOLUS überzeugt und ich hoffe die Menschen hinter diesem System halten noch lange durch !

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