Die Community Distro openSUSE Leap 15.5 ist planmäßig erschienen. Warum openSUSE. Leap 15.5 interessant ist und warum hier nun doch nicht mehr das Ende der ursprünglich angenommenen Fahnenstange für Leap ist, all das gibt’s jetzt.
Die Eckpunkte zu openSUSE Leap
Viele von Euch haben vermutlich mit Ubuntu erste Linux – Luft geschnuppert. Klar, in den späten 2000ern kam man ja auch kaum noch an Ubuntu vorbei. Doch openSUSE hat auch diesen Begeisterungssturm seinerzeit überstanden. Auch überstand man zahlreiche Änderungen der Inhaberschaft, wie auch der paketierten Ausgaben. Was früher mal SUSE Linux war, gibt es heute nicht mehr, da Enterprise und Privatanwender getrennt wurden. Geschäftskunden sind bei SUSE Linux Enterprise (SLE) platziert und Heimanwender werden von openSUSE betreut.
Von openSUSE gibt es mittlerweile mehrere Ausgaben. Wir beschränken und in diesem groben Überblick auf zwei Konzepte: Rolling Release und Point Release. Rolling heißt rollend. Damit ist openSUSE Tumbleweed gemeint, wo es immer das neueste vom neuen gibt. Hier bei Leap gibt es den Anspruch auf maximale Stabilität und gute Paketintegration. Die Paketbasis ist hier SUSE Linux Enterprise (SLE)
Was ist neu?
- Linux Kernel 5.14 mit Backports für bessere Hardwareunterstützung
- KDE Plasma 5.27 LTS
- Xfce 4.18-Desktop-Umgebung
- MATE 1.26
- LXQt 1.2.5
Technische Eckpunkte
Mindestanforderungen:
- 2 GHz Dual-Core-Prozessor oder besser
- 2GB physikalischer RAM + zusätzlicher Arbeitsspeicher für Ihre Arbeitslast
- Mehr als 40GB freier Festplattenspeicher
- Entweder ein DVD-Laufwerk oder ein USB-Port für das Installationsmedium
- Ein Internetzugang ist hilfreich und wird für den Netzwerk-Installer benötigt
Alle Details hier.
openSUSE Leap ist der Zweig mit statischer Version
Wie bei früheren Versionen wird openSUSE Leap 15.5 auf 64-Bit-Desktops, PowerPC (ppc64le)-Servern, UEFI ARM 64-Bit (AArch64)-Desktops, Laptops, SBCs und Servern sowie IBM System z- und LinuxONE (s390x)-Servern unterstützt. Für diejenigen, die openSUSE Leap virtualisieren möchten, stehen auch Images für virtuelle Maschinen zum Download bereit.
Die Paketverwaltung wird via zypper sichergestellt. Alternativ gibt es DNF und die grafische Lösung des Desktops wie z.B. Discover bei KDE oder Gnome Software Center bei Gnome. Das native Paketformat ist traditionell RPM. Obendrauf könnt Ihr Apps auch als Flatpak Container installieren.
Inbetriebnahme / Download von Seite
Wenn Du bei openSUSE einsteigen magst, ist das keine schlechte Idee. Es geht los, dass Du Dir das ISO Abbild herunterladen musst. Dazu öffne einen Browser und öffen die openSUSE Seite und klicke bei Leap auf Leap installieren. Nun einfach auf Download und schon kommst Du zur Architekturauswahl. Hier musst Du vermutlich bei einem der oberen beiden, also entweder bei x86_64 oder aarch64 zuschlagen. Du kannst hier zwischen Offline Image und Network Image wählen. Der Name dürfte selbsterklärend sein. Bei Offline Image dauert der Ladevorang länger und die Installation geht vermutlich schneller. Bei Live Image ist es umgekehrt. Im Zweifelsfall nimm das Offline Image.
Nachdem die ISO Datei heruntergeladen ist, solltest Du sie auf Validität überprüfen und die Checksumme bilden. Wie das geht hatte ich bereits in diesem Beitrag gezeigt. Einfach mal Reinschauen falls da noch Fragen offen sind.
Inbetriebnahme / Installation
Die Installation von openSUSE hat sich in den letzten knapp 20 Jahren wenig verändert. Der Installer ist damit nicht altbacken, sondern schlagerprobt und wurde immer wieder modernisiert. Also keine Sorge. Um den Rahmen dieses Videos nicht zu sprengen, verweise ich auf mein openSUSE Installationsbeitrag im Rahmen der Serie Wechsel zu Linux. Wir steigen jetzt direkt in den Test ein.
Hacks und wichtige Befehle (Aktualisierung, Suchen etc)
System aktualisieren
sudo zypper up
Flatpak auffrischen
sudo flatpak update
Vollautomatisierte Kette:
sudo zypper up -y && sudo flatpak update -y
Zielgruppe
Die Zielgruppe von openSUSE Leap besteht aus Anwendern, die ein stabiles und verlässliches System benötigen. Die Tatsache nicht immer das allerneueste Paket zu erhalten, kann dabei verschmerzt werden. Dafür partizipiert man von der Expertise und Stabilität von SUSE Linux Enterprise und genau hier manifestiert sich der Anspruch der Distro. Höchstmögliche Stabilität bei Langzeitpflege. Doch zeigte sich bei Leap 15.5 deutlich, dass nicht alle Desktops gleichermaßen berücksichtigt werden in der Auffrischung. So können KDE Anwender bedenkenlos zugreifen, während Gnome oder Cinnamon Nutzer sich vielleicht nach einer anderen Lösung umsehen sollten.
Performance, Desktop & Programme
Mein System belegte knapp 6 GB von der Platte. Der Bedarf an Arbeitsspeicher lag bei 1,5GB. Auf meinem System waren nach dem Start 2316 Pakete installiert.
Hier gilt es zu erwähnen, dass ich bei der Installation die Spiele abgewählt hatte.
Desktop Oberfläche und Konzept
Zum Zeitpunkt der Beitragserstellung wurde KDE Plasma Version 5.27.4 angeboten.
Damit sind wir auf einem frischen LTS Zweit von KDE Plasma unterwegs. Standardmäßig wird bei der Grafikplattform auf X11 statt Wayland gesetzt. Wer auf Wayland umsatteln möchte, muss sich abmelden und dann im Login Manager von X11 auf Wayland umstellen. Die Gründe liegen darin, dass es noch kleiner Unstimmigkeiten bei KDE auf Wayland gibt, die im Schwerpunkt bei der nächsten großen KDE Version adressiert werden.
Bei KDE Plasma steht ein Generationswechsel bevor. Mit Plasma 6 soll der Desktop standardmäßig im Wayland-Modus laufen. Aktuell ist noch keine genaue Planung zur Veröffentlichung von KDE Plasma 6 bekannt. Bekannt ist jedoch, das KDE Plasma 5.27 LTS bis zur Veröffentlichung von Plasma 6 gepflegt wird.
Das einstige Versprechen stabile SLE Basis mit neuen Desktops anzubieten sehe ich nicht als voll eingehalten an. Zwar wurde KDE aufgefrischt wie auch Xfce aber Gnome 41.8 oder Cinnamon 4.6.7, wie auch Budgie Desktop 10.6 sind alles andere als die neuen Generationen dieser Desktops.
Das Desktop Konzept ist bewährt. Hast Du in Deinem Leben einmal Windows verwendet und magst dieses Konzept, kommt KDE Plasma Dir vertraut vor. Das Konzept von Windows 10 ist der quasi Standard bei KDE. Damit kommen viele Menschen besser klar als beim zentrierten Aussehen von Windows 11. Das zeigt sich auch in den Windows 10 Nutzerzahlen, die noch immer über denen von Windows 11 liegen. Die Anpassungen sind weitläufig und es ist ein Kinderspiel neue Themes ins System zu laden. Einstiegspunkt hierfür ist das Kontrollzentrum, das wir unter Systmeinstellungen erreichen. Dort auf Erscheinungsbild und schon kannst Du Dich austoben.
Vorinstallierte Software
- Kernel: 5.14
- Browser: Firefox
- E-Mail Client: Kmail
- Büropaket: LibreOffice
- Software-Container: Flatpak
Allgemein vorinstallierte Software:
Ich habe bei der Installation die Spiele abgewählt. Dadurch kommt der Software-Stack zwar mit einigen KDE hauseigenen Apps, insgesamt aber geht das in Ordnung. Für den Desktop ist es ok so.
Yast ist bei Leap weiterhin Bestandteil. Doch das könnte sich künftig ändern, sollten sich die unveränderlichen Editionen im Hause openSUSE durchsetzen. Bei meinem Test von openSUSE MicroOS z.B. war von Yast keine Spur mehr. Immerhin greift Yast tief ins System rein und genau das möchte man ja mit den unveränderlichen Systemen verhindern. Yast ist seit jeher ein SUSE Werkzeug, das viele Systemadmin Aufgaben grafisch anbietet. Doch optisch sieht Yast nicht mehr ganz so modern aus und vieles im Funktionsumfang wird heutzutage von der App Kontrollzentrum oder Einstellung des jeweiligen Desktops angeboten durchzuführen. So kommt es, dass Yast immer mehr an Bedeutung verliert obwohl es technisch auch heute noch ein erstklassiges Werkzeug ist.
Besonderheiten und Fazit
Ursprünglich gingen wir davon aus, dass mit openSUSE Leap 15.5 das Ende der Fahnenstange erreicht sein wird. Doch es gibt eine neue Lage. Die openSUSE Entwickler möchten noch eine weitere Leap 15.6 Version veröffentlichen bevor es dann vermutlich in Richtung ALP-Basis gehen wird. Nach derzeitigem Stand soll Leap 15.6 im Juni 2024 erscheinen. Das heißt für den Leap Zweig, dass es erstmal weitergeht. Und dass bis mindestens Jahresende 2025. Generell wird die SLES 15 Basis bis Juli 2031 Support erhalten. Bedeutet nicht, dass das auch für Leap gilt, doch kann bedeuten, dass Leap 15.6 noch länger oder noch ein Leap 15.7 kommen könnte. Doch aktuell ist dies rein spekulativ.
Mir fällt deutlich auf, dass openSUSE definitiv eine KDE Distro ist. Heißt mit KDE Desktop macht die Distro am meisten Spaß. KDE Plasma wird auch gut integriert und gepflegt. Bei Gnome siehts da mit Version 41.8 bei Leap 15.5 leider recht finster aus. Doch KDE Nutzer waren und sind bei openSUSE sehr gut aufgehoben.
Stört Euch auch nicht so sehr am vermeintlich alten 5.14 Kernel. Der Kernel wird bei openSUSE Leap bzw. SLES mit Backports versorgt. Heißt das, was drin ist, ist nicht ganz das, was draufsteht. Es ist zwar ein 5.14 Kernel aber dieser hat Patches von neueren Kernels einverleibt bekommen. Damit sollen auch neuere Rechner mit frischen Treiber versorgt, sowie Korrekturen und Verbesserungen sollen bereitgestellt werden.
Fazit
Mit Leap 15.5 macht Ihr als KDE und LTS Nutzer überhaupt nichts falsch. Der Desktop ist gut integriert, das System ist ausgesprochen robust und stabil, sowie Pflege kommt noch bis Ende 2025. Das sind stand Juni 2023 noch knapp 2,5 Jahre. Vermutlich werden einige von Euch dann nicht mehr den Rechner nutzen, mit dem Ihr gerade unterwegs seid. Damit will ich sagen, dass es einerseits eine tolle und stabile Distro ist. Andererseits ist mehr oder minder gesichert, dass die Zukunft von Leap ungewiss ist. Leap basiert auf SLES und SLES bzw. SLE wird durch ALP (Adaptable Linux Plattform) abgelöst. Leap könnte von LeapMicro abgelöst werden. Die verschiedenen Editionen bei openSUSE sind derzeit im Wandel und wie es scheint, müssen sie sich noch finden.
Nutzt Du aktuell openSUSE Leap 15.4 kannst Du in den nächsten Wochen das Upgrade auf Leap 15.5 durchführen. Dann bekommst Du aufgefrischte Pakete und je nach Desktop wird auch dieser wieder modernisiert. Wer jetzt aber ein anderes Betriebssystem oder eine andere Distro nutzt und mit openSUSE Leap liegäugelt, sollte wissen, worauf er sich einlässt. In etwa 2,5 Jahren wirst Du dann vermutlich auf etwas anderes wechseln müssen. Sei es eine andere Distro oder eine andere openSUSE Edition. Das solltest Du vorher wissen.
Für mich der bevorzugt Gnome einsetzt, ist das nicht der große Wurf, da Gnome unverändert auf Version 41.8 stehenblieb. Das ist enttäuschend und erfüllt in meinen Augen auch nicht mehr das einst gegebene Versprechen bei Leap: Stabile LTS Basis mit neuen Desktops. Aber gut. Vielleicht sind es begrenze Entwicklerressourcen, sodass die Gnome Basis auf SLE-Niveau bleibt oder sei es ein entsprechender Fokus, sodass Gnome hinten runterfiel. Für Gnome Nutzer gibt es bessere Alternativen. Tumbleweed wäre die hausinterne an der Stelle.
Wie denkst Du über openSUSE Leap 15.5? Wäre das was für Dich oder winkst Du da direkt ab? Schreibe Deine Meinung dazu gerne in die Kommentare rein. SUSE bzw. heute openSUSE war ja mal DIE Distro in Deutschland. Von daher dürften einige von Euch auch mit SUSE in der Vergangenheit ein Stück des Weges gegangen sein. Oder? Was sagt Ihr?
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