Hallo. Herzlich Willkommen. Schaut man sich um, welche Linux Distros aus Deutschland kommen, landet man unweigerlich bei Suse Linux. Suse ist eine Firma, die Lösungen für Geschäftskunden anbietet. Doch jenseits davon gibt es mit openSUSE eine Linux Distribution, die von der Gemeinschaft entwickelt wird, dabei aber auf SUSE aufsetzt und volle Binärkompatibilität zu SUSE Linux Enterprise, kurz SLE, vorzeigen kann. Die neueste Version ist openSUSE Leap 15.4 und genau darum geht’s in diesem Video. Viel Spaß.
Die Distro openSUSE
Viele von Euch sind vermutlich mit Ubuntu zu Linux gekommen. Wer das in der Zeit vor Ubuntu tat, wird vermutlich, wie z.B. auch ich, mit Suse Linux eingestiegen sein. Doch Suse Linux gibt es in der Form heute nicht mehr, da Enterprise und Privatanwender getrennt wurden. Geschäftskunden sind bei SUSE Linux Enterprise (SLE) platziert und Heimanwender werden von openSUSE betreut.
Bei openSUSE gibt es den rollenden Zweig Tumbleweed, der als rollende Distro stets das Neueste vom Neuen im Gepäck hat. Wer auch gut leben kann ohne immer den neuesten Spaß zu haben, wird mit dem Leap Zweig bedacht. Dabei handelt es sich um eine Linux Distro, die voll kompatibel zu SLE ist. Dadurch ist Leap unglaublich stabil, allerdings sind, fairerweise erwähnt, nicht alle Pakete die allerneueste Version. Doch wenn Stabilität und Verlässlichkeit hohe Güter für Dich sind, wirst Du es verkraften können. Immerhin bietet openSUSE Sicherheitsaktualisierungen für die Pakete an und neue Paketversionen gibt’s dann mit der nächsten Leap Version mit Ausnahmen wie z.B. Thunderbird oder Firefox.
Was ist neu?
- Linux Kernel 5.14 aus SLES 15.4
- Xfce 4.16
- KDE Plasma 5.24
- Gnome 41
- Mate Desktop 1.26
- Deepin Desktop Environment 20.3
- Allgemein frische Paket aus SLES 15.4
Distributionsmodell
openSUSE Leap ist der Zweig mit statischer Version
Architektur
Leap 15.4 ist kompatible mit klassischer 64-bit Architektur, aarch64, PowerPC und S290x und unterstützt Deployment – Szenarien für physikalisch, virtuell, host und Gast, sowie im Cloudumfeld.
Paketverwaltung und natives Paketformat
Die Paketverwaltung wird via zypper sichergestellt. Alternativ gibt es DNF und die grafische Lösung des Desktops wie z.B. Discover bei KDE oder Gnome Software Center bei Gnome. Das native Paketformat ist traditionell RPM.
Inbetriebnahme / Download von Seite
Wenn Du bei openSUSE einsteigen magst, ist das keine schlechte Idee. Es geht los, dass Du Dir das ISO Abbild herunterladen musst. Dazu öffne einen Browser und öffen die openSUSE Seite und klicke bei Leap auf Leap installieren. Nun einfach auf Download und schon kommst Du zur Architekturauswahl. Hier musst Du vermutlich bei einem der oberen beiden, also entweder bei x86_64 oder aarch64 zuschlagen. Du kannst hier zwischen Offline Image und Network Image wählen. Der Name dürfte selbsterklärend sein. Bei Offline Image dauert der Ladevorang länger und die Installation geht vermutlich schneller. Bei Live Image ist es umgekehrt. Im Zweifelsfall nimm das Offline Image.
Nachdem die ISO Datei heruntergeladen ist, solltest Du sie auf Validität überprüfen und die Checksumme bilden. Wie das geht hatte ich bereits in diesem Beitrag gezeigt. Einfach mal Reinschauen falls da noch Fragen offen sind.
Inbetriebnahme / Installation
Die Installation von openSUSE hat sich in den letzten knapp 20 Jahren wenig verändert. Der Installer ist damit nicht altbacken, sondern schlagerprobt und wurde immer wieder modernisiert. Also keine Sorge. Um den Rahmen dieses Videos nicht zu sprengen, verweise ich auf mein openSUSE Installationsbeitrag im Rahmen der Serie Wechsel zu Linux. Wir steigen jetzt direkt in den Test ein.
Hacks und wichtige Befehle (Aktualisierung, Suchen etc)
System aktualisieren
sudo zypper up
Flatpak auffrischen
sudo flatpak update
Vollautomatisierte Kette:
sudo zypper up -y && sudo flatpak update -y
Zielgruppe
Die Zielgruppe von openSUSE Leap liegt in der Anwenderschaft derer, die ein stabiles und verlässliches System benötigen und dabei klarkommen, dass nicht jedes Paket stets in der neuesten Version dabei ist. Dafür partizipiert man von der Expertise und Stabilität von SUSE Linux Enterprise und genau hier manifestiert sich der Anspruch der Distro. Höchstmögliche Stabilität bei Langzeitpflege.
Performance, Desktop &, Programme
Systemvermessung
Die Installation von openSUSE Leap 15.4 mit KDE Plasma Desktop belegt 6,3GB meiner Platte.
Der initiale Benchmarkwert im Arbeitsspeicherkonsum liegt bei 1GB.
Anzahl installierter Pakete nach erstem Start: 2271
Desktop Oberfläche und Konzept
Wer eine traditionelle KDE Distro sucht, kann auf openSUSE zählen. Obwohl auch andere Desktops angeboten werden, ist KDE die primäre Umgebung. Die Anpassungen sind moderat und dezent.
Bei den mitgelieferten Hintergrundbildern ist man leider in gehabter Manier im Sparbrennermodus und liefert nur dieses grüne Bild und ein andere mit. Also hier wirst Du Dich Deiner privaten Sammlung bedienen müssen.
Das Desktop Konzept von KDE wird allen, die mal mit Windows gearbeitet haben, grob bekannt vorkommen. Unten eine Leiste mit Startmenü, angehefteten Programmstartern und geöffneten Programmen. Rechts gibt’s Systemindikatoren. Das war so, das ist so und vermutlich bleibts auch so.
Vorinstallierte Software
- Kernel: 5.14
- Browser: Firefox
- E-Mail Client: Kmail
- Büropaket: LibreOffice 7.2
- Software-Container: Flatpak
Allgemein vorinstallierte Software:
Das Softwareangebot ist üppig und besteht vordergründig aus KDE Apps. Dieses reichhaltige Paket deckt alles ab, was man am Desktop so erledigt. Spiele sind normalerweise auch dabei, sofern man sie nicht im Rahmen der Installation bei der Softwareauswahl als Kategorie abwählt. Dies tat sich und deshalb erscheint hier kein Spiel. Ansonsten geht die Vorauswahl in Ordnung.
Anders als andere Distros hält openSUSE Firefox weiterhin die Treue. Das gefällt mir.
Besonderheiten und Fazit
Der Vorgänger, openSUSE Leap 15.3 wird noch bis Dezember 2022 unterstützt. Es sind also noch ein paar Monate Zeit für das Upgrade. Apropos Upgrade, dieses ist entweder online möglich oder klassisch offline in Form von einer DVD oder USB Stick. Theoretisch kannst Du zeitnah von Leap 15.3 auf 15.4 springen, da die Paketintegration seitens SLES gut getestet ist. Dennoch würde ich mindestens zwei bis drei Wochen warten. Zeit ist ja noch bis Dezember. Also kein Stress.
Ein Alleinstellungsmerkmal von openSUSE ist YAST. Damit kann das System von A-Z administriert werden. Die Optionen sind hier weitaus umfangreicher als z.B. via KDE Kontrollzentrum oder Gnome Einstellungen. YAST war früher der Grund für Suse allgemein. Heute sieht das Tool etwas angestaubt aus ohne dabei an Schlagkraft etwas eingebüßt zu haben. Es handelt sich um ein sehr gutes Werkzeug, mit dem fast alle administrativen Aktivitäten am System grafisch erledigt werden können.
Fazit
Ich hoffe, Du bist noch nicht eingeschlafen, weil openSUSE Leap 15.4 Dich nicht mit revolutionären Features von den Socken haute. Wenn das die Erwartungshaltung ist, bist Du bei Tumbleweed definitiv besser aufgehoben. Hier dreht es sich um Beständigkeit, um Kontinuität und um Präzision in Gestalt von höchstmöglicher Stabilität. Dem kommt Leap 15.4 vollumfänglich nach und bessert vor allem bei den Desktopversionen endlich nach, wobei z.B. bei Gnome auch schon wieder ein gewisses Delta zu anderen Distros wie Fedora oder Ubuntu 22.04 LTS aufgekommen ist und Leap hier schon wieder abgeschlagen hinten hängt mit Gnome 41.
Unterm Strich ist Leap eine solide Fortführung des Zweigs. Möglicherweise wird Leap 15.4 die letzte Version in bekannter Manier sein. Mit Leap 15.5 könnten uns weitreichende architektonische Veränderungen bevorstehen. Doch mehr dazu zum späteren Zeitpunkt, wenn die genauen Eckpunkte klar sind.
Leap 15.4 wird voraussichtlich bis Dezember 2023 unterstützt, sofern sich die Freigabe von SLES 15.5 und somit von Leap 15.5 nicht verzögern.
Herzlichen Dank an alle Unterstützer von MF!
Ich bedanke mich für die freundliche Aufmerksamkeit. Schöne Grüße an SUSE nach Nürnberg. Servus, habe die Ehre!
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