MX Linux ist eine der populären Distros, die auf Debian aufbaut und an verschiedenen Stellen anders abbiegt als Debian um die Dinge besser zu machen. Wir schauen uns heute MX Linux 21.3 mit Xfce an. Also fangen wir an. Viel Spaß.
Die Distro MX Linux
MX Linux baut auf stabiler Debian Basis auf. In diesem Fall bedeutet das Debian 11 Bullseye und als Oberflächen sind primär Xfce oder KDE zu haben, wobei Xfce die Hauptversion ist. Eigentlich ist MX Linux mit knapp 5 Jahren noch eine recht junge Distro. Doch hier wird Dir mehr geboten als nur etwas kosmetischer Anstrich und fertig. MX Linux liefert mit den MX Tools zahlreiche kleiner Helferchen mit und zusammen mit einer guten Doku und vitalen Gemeinschaft ist hier eine durchaus bemerkenswerte Linux Distribution entstanden, deren Wurzeln in Griechenland liegen. Der Codename für MX Linux 21.3 lautet wie schon zu Version 21 Wildflower. Die hier zugrundeliegende Version 21.3 erschien am 15 Januar 2023.
Was ist neu?
- Debian 11.6 Bullseye Paketbasis
- Neue und aktualisierte Anwendungen
- Xfce 4.18
- KDE Version ist jetzt vollständig AHS fähig
- Aktualisierte Firmwarepakete
- Übersetzungskorrekturen der MX Apps
Kurz zu erwähnen ist an der Stelle, dass MX Linux 21.3 keine neue Hauptversion darstellt, sondern lediglich die dritte Aktualisierung von MX Linux 21. So kommen hier vordergründig Fehlerkorrekturen, Kernel und Anwendungsaktualisierungen.
Technische Eckpunkte
Die Mindestanforderungen an MX Linux 21.3 sehen wie folgt aus:
- 8,5 GB Plattenplatz, besser 20 GB oder mehr
- 1 GB RAM, besser 2 GB oder mehr
- I386 und AMD64 CPU Architekturen
- DVD Laufwerk oder USB-Port für Installationsmedium
Das Distributionsmodell ist nach Debian-manier statisch mit Punktversionen. Es gibt Unterstützung für 32-bit und 64-bit Architektur. Als Paketverwaltung könnt Ihr mit APT arbeiten. Das native Paketformat ist das klassische Debian Paket.
Inbetriebnahme
Die Installation beschreibe ich an der Stelle nicht mehr gesondert, denn dafür hatte ich extra einen separaten Beitrag zu MX Linux im Rahmen der Serie Wechsel zu Linux erstellt. Da zeige ich Schritt für Schritt, wie man MX Linux installieren kann. Schau es Dir gerne an, wenn Da Unklarheiten sein sollten.
Hacks und wichtige Befehle
Paketquellen mit APT auffrischen:
sudo apt update
Pakete aktualisieren:
sudo apt upgrade
Unnötige Pakete entfernen nach Aktualisierung
sudo apt autoremove
Flatpak Pakete auffrischen
sudo flatpak update
Vollautomatisierte Aktualisierung:
sudo apt update && sudo apt upgrade -y && sudo apt autoremove -y && sudo flatpak update -y
Diese Befehlskette könnte als Skript via Cronjob eingeplant und regelmäßig ausgeführt werden. Nötig ist das aber nicht zwingend. Um Pakete aufzufrischen, gibt es MX Updater. Um weitere Software zu installieren, steht MX Paket-Installer bereit. Alternativ kann man hier auch auf Synaptic setzen. Je nach Deiner Präferenz kannst Du Dich für die eine oder andere Variante entscheiden.
Zielgruppe
Die Zielgruppe von MX Linux liegt ganz klar bei Linux Desktop Anwendern. Heißt die Distro konzentriert sich auf den Linux Desktop und die mitgelieferten MX-Tools assistieren dies auch anschaulich. Als zweiter Punkt wären hier die Anwender zu nennen, die statischen Versions-Distros frönen. Bist Du also derzeit auf einer rollenden Distro und von dem Prinzip überzeugt, dann dürfte MX Linux für Dich ein Kulturschock sein. Nutzt Du aber Debian oder Ubuntu, dann ist der Unterschied nicht gravierend.
Performance, Desktop & Programme
Systemvermessung
- Mein System krallte sich 6,7 GB von der Platte.
- Der Bedarf an Arbeitsspeicher pendelte sich bei knapp 550 MB RAM ein
- Auf meinem System sind 1970 Debian Pakete installiert
Desktop Oberfläche und Konzept
Zum Zeitpunkt der Beitragserstellung wurde Xfce Version 4.18 angeboten.
Die Xfce Oberfläche bzw. das hier angebotene Konzept wirkt nicht als wollte man den Desktop neu erfinden, machen wir uns nichts vor. Schlimm ist das aber nicht, denn der Desktop und die Basis bilden zusammen das ganze. Beides zielt auf produktive oder konservative Anwender ab. Es muss also nicht das allerneueste App-Paket sein, solange es stabil und verlässlich ist. Das ist genau die Debian Philosophie, wie auch die generelle LTS Philosophie. Xfce rundet das lediglich ab.
Mit Xfce wird die Leiste links angeboten. Unten ist das Menü, gefolgt von Systemindikatoren wie Lautstärke, Netzwerk oder Aktualisierungen. Oben gibt es einen Schnellzugriff zum Ausschalten. Darunter sind einerseits angeheftete Programme, gefolgt von derzeit geöffneten Programmen angeordnet.
Das Startmenü von Xfce verfügt über ein gut gedientes Konzept und lässt sich in fein einstellen und anpassen. Aktualisierungen werden über den MX Updater signalisiert. Das Einspielen geht leicht von der Hand, wird aber letztlich über ein Terminal realisiert.
Vorinstallierte Software
- Kernel: 5.10
- Browser: Firefox, Gnome Web
- E-Mail Client: Thunderbird
- Büropaket: LibreOffice
- Software-Container: Flatpak
Allgemein vorinstallierte Software:
Die Softwareauswahl ist unverändert zu meinen vorherigen Tests. Heißt es wurde im Großen und Ganzen ein ähnliches Niveau an Programmen vorinstalliert. Manches wirkt heute shcon wie ein Relikt aus alten Tagen. Beispielshaft sei hier an Gnome PPP oder Xfburn verwiesen. Ja es mag noch Anwender geben, die das nutzen aber die breite Masse dürfte das nicht mehr brauchen. Wo wir schon beim Brauchen sind, bei dem, was ich nicht brauche, sind die Spiele mit drin. Hier werden 4 Stück vorinstalliert und wer sie braucht schön, ich bin da raus.
Unter der Kategorie System sind auch noch allgemeine Helfer wie Timeshift oder Gparted zu finden. Bei diesem dynamischen Duo bleibt mir zu erwähnen, dass MX Linux bei der Installation standardmäßig noch auf Ext4 setzt. Um das volle Potenzial von Timeshift ausschöpfen zu können, wäre aber BtrFS nötig, da nur so die Schnappschüsse gut laufen. MX Linux bietet mit seinen Tools hier eine andere Lösung. Ich bewerte es nicht, sondern erwähne es lediglich.
Doch Freunde des gepflegten Werkzeugkoffers, machen wir nicht lange rum, öffnen wir ihn. Die MX Werkzeuge oder MX Tools sind das Juwel der Distro. Hast Du früher mal SUSE Linux benutzt, ist das fast schon der Yast für Debian. Wir können hier aus einem unglaublich reichen Fundus an kleinen Helfern schöpfen. Das Schweizer Taschenmesser der Linux Distros lässt grüßen. Los geht’s mit MX Schnappschuss. Ich erwähnte ja eben, dass Timeshift mit BtrFS bootfähige Schnappschüsse erstellen lässt. Hier kannst Du ein bootfähiges ISO Abbild Deines Systems erstellen. Das kannst Du z.B. auf einen USB Stick ziehen und dann entweder auf einem anderen Rechner loslegen oder Du nutzt es als manuelles Sicherungswerkzeug. Danach kannst Du das ISO mit MX Live Usb-Maker auf den USB Stick ziehen. Kingt verheißungsvoll, doch wäre es mir zuviel manueller Aufwand. Ich würde hier Timeshift mit BtrFS vorziehen aber jeder wie er es mag. Im Bereich Maintenance gibt es verschiedene Wartungstools. Das reicht vom Job Planer über einem Benutzermanager bis zur Boot-Reparatur.
Im Bereich Setup wird’s am Desktop spannender, denn hier kannst Du z.B. Nvidia Treiber oder Codeces installieren. Möchtest Du Deinen Desktop etwas umstellen, schau mal bei MX Tweak vorbei. Hier hast Du weitreichende Änderungsmöglichkeiten sowohl beim Thema, als auch beim Konzept.
Neue Software gibt’s im MX Paket-Installer. Zugegeben, das sieht nicht aus wie Gnome Software Center oder Discover bei KDE, sondern ehr etwas Old-School aber es funktioniert. Du wirst auch hier fündig. Du hast es schon erraten. Es geht um Funktion, nicht um Design.
Via MX Repo Manager könntest Du auch weitere Quellen wie z.B. Backports einbinden aber das ist ein anderes Kapitel, das ich schon mal separat in einem Beitrag behandelte.
Der iDeviceMounter emöglicht es Dir ein iPhone oder iPad an den Rechner anzuschließen um dann Bilder auf Dateibrowserebene rüberzuziehen. Du kannst das iPhone oder iPad nicht synchronisieren, wie das mit Finder unter macOS oder iTunes unter Windows geht. Liegt aber nicht an MX Linux, sondern an Apple. Das solltest Du wissen.
Besonderheiten und Fazit
Ich erwähnte eingehend bei der Übersicht, was neu ist, dass Debian 11.6 Paketbasis angeboten wird. Jetzt ist es aber nicht nötig bestehende MX Linux 21 Systeme neu zu installieren. Es genügt über den MX-Updater regelmäßig Aktualisierungen einzuspielen um auf dem neuen Stand zu bleiben. Also da besteht kein akuter Handlungsbedarf.
Es gibt bei MX Linux offiziell neben der Xfce Ausgabe noch eine mit KDE, die mittlerweile zeitgleich eine AHS Ausgabe ist. Das kommt aus dem englischen und steht für „Advanced Hardware Support“. Hier wird dann ein neuerer Kernel als der Debian LTS Kernel ausgeliefert. Also kurz zusammengefasst: Die KDE-Ausgabe ist zwingend eine AHS Ausgabe. Die Xfce Ausgabe kannst Du wählen, ob Du die Standardausgabe mit Debian LTS Kernel nimmst oder die AHS Ausgabe mit neueren Kernel.
Soll es ganz spartanisch sein, dann gibt es noch eine Fluxbox Ausgabe. Und nein wir sind nicht bei Doc Brown´s Fluxboxkompensator aus Zurück in die Zukunft, sondern bei der Ausgabe von MX Linux, für ganz alte und schwache Systeme mit ganz niedrigen Grafikanforderungen und -werten. So oder so, eine Reise ist die Vergangenheit ist es mit der Fluxbox Ausgabe allemal.
Eine echte Besonderheit im Hause MX-Linux ist das umfangreiche und voll übersetzte Benutzerhandbuch. Hier wird auf hunderten Seiten alles erdenkliche ausführlich dokumentiert. Die Kategorien links lassen schon erahnen, wie weitreichend das geht. Und es wird in verständlicher Sprache, zum Teil mit Schritt-für-Schritt Anleitungen angeboten für Umme.
Das ist neben den MX Werkzeuge ein Alleinstellungsmerkmal dieser schön gepflegten Distro. Andere Distros bieten auch Dokumentation an, aber oftmals via Wiki und in englischer Sprache. Hier in Deutsch. Und wer von Euch technische Doku schreibt, weiß, was das für ein Aufwand sein kann das in mehreren Sprachen aktiv zu pflegen.
Hier wird ganz deutlich ein Riesenherz voll mit Leidenschaft ersichtlich und dafür gibt’s von mir an der Stelle auch fettes Danke an die freiwilligen Mitarbeiter zurück! Ihr leitet hier super Arbeit!
Fazit
MX Linux ist und bleibt für manche genau das, was sie suchten und für andere sau langweilig. Und das meine ich sogar positiv, denn was man für langweilig erachten kann, ist unterm Strich Stabilität, Kontinuität und Verlässlichkeit. Hier sind wir beim Arbeitstier, das dazu da ist, Dir im Alltag die Arbeit zu erleichtern. Du kannst damit arbeiten und musst keine Zeit verschwenden am System rumzubasteln. Das steht oben auf der Habenseite.
Auf der Sollseite steht einerseits die Wahl der Desktops und das Design. Gnome z.B. wird offiziell nicht angeboten und das Design im Allgemeinen muss Dir auch gefallen, damit Du Dich auf MX Linux voll einlassen kannst.
Mein Geschmack wird hier demnach nicht getroffen, denn ich nutze Gnome und auf selbst Fummeln habe ich keine Lust und dazu fehlt mir auch die Zeit. Aber gleichwohl spüre ich die Substanz der Distro. Es ist ein Debian-Unterbau. Es ist stabil und felsenfest. Und es sieht weitaus besser aus und wirkt liebevoller gestaltet als z.B. Debian mit Xfce, was für mich ein Graus ist. Die MX Werkzeuge runden das vor allem dann ab, wenn Du früher mal SUSE genutzt hast und irgendwann mal Deine Wege und die von SUSE bzw. openSUSE sich trennten. Für mich ist MX Linux sowas wie das Debian-SUSE von früher, nicht openSUSE. Das hat einen anderen Charm. Ich würde also ehr zu MX Linux als zu Debian mit Xfce oder KDE raten. Einfach aus dem Grund, weil man hier nicht das universelle Betriebssystem abbilden will, sondern dank dem universellen Unterbau eine spezielle Zielgruppe gut adressiert anspricht.
Wie schauts mit Deiner Meinung dazu aus? Gerne gesehen sind die Erfahrungswerte von MX Linux Nutzern unter Euch. Aber auch wenn Du was anderes nutzt, bin ich auf Deine Schilderung des Eindrucks gespannt.
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