LMDE 6 ist die lange erwartete nächste Ausgabe von Linux Mint, die auf Debian 12 Bookworm aufsetzt. Technisch gesehen ist LMDE 6 auf Augenhöhe mit Linux Mint 21.2. Was LMDE 6 im Gepäck hat, ob es sich lohnt auf LMDE 6 zu wechseln und wann Du von LMDE 5 das Upgrade machen solltest, alles das gibt’s jetzt. Bleibt dran.

Eckpunkte über die Distro
Um ein essentielles Detail gleich vorweg zu klären, LMDE steht für Linux Mint Debian Edition. Der Unterbau ist also Debian Stable, in dem Fall Debian 12 Bookworm, was im Sommer 2023 veröffentlicht wurde. Debian Stable hat den Ruf felsenfest zu sein. Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr robust als der Ubuntu LTS Unterbau, auf dem die reguläre Linux Mint Edition aufsetzt.

Falls Du Dich nun fragen solltest, wozu der Aufwand doppelt betrieben wird, LMDE ist die Alternative, falls die Hauptedition auf Ubuntu Basis einmal ausfallen oder nicht mehr als primäre Ausgabe nutzbar werden sollte. Was erstmal komisch klingt, könnte schon bald Realität werden, denn Canonical, das Unternehmen hinter Ubuntu, wird aller Voraussicht nach die auf Debian-Paketen aufbauende Ubuntu Version durch einen neuen Ansatz, der auf das hauseigene Snap Containerformat aufbaut, ersetzen. Den Anfang macht schon Ubuntu 24.04 LTS, was zwar noch primär auf Debian-Paketen mit Snap aufsetzt aber als Nebenausgabe kommt Ubuntu 24.04 auch als reine Snap-Ausgabe. Vermutlich wird dann zu Ubuntu 28.04 der Wechsel erfolgen. Das wäre dann bei Linux Mint der Zeitpunkt, auf den man sich jetzt schon vorberietet hat. Eine Alternative Ausgabe, auf die man kurzfristig ausweichen kann.
Doch zurück zu LMDE 6. Der Codename dieser Ausgabe lautet Faye.
Durch den Debian Stable Unterbau handelt es sich um eine LTS Distribution, die mit statischen Versionsständen kommt und Langzeitpflege erhält. Das primäre Paketformat ist das Debian Paket und diese werden durch das Flatpak Container-Format ergänzt.
Die Mindestanforderungen sehen so aus:
- 2GB RAM, besser 4 GB
- 20 GB Plattenplatz, besser 100 GB
- 1024 x 768 Auflösung oder besser
Diese sind damit unverändert zum Vorgänger LMDE 5 auf Debian 11 Basis.

Zielgruppe
Die potenzielle Linux Mint Zielgruppe besteht aus Desktop Anwendern. Hierbei spielt es keine Rolle, welche Linux Mint Ausgabe im Spiel ist. Beide leisten am Desktop einen hervorragenden Job, da hier ausschlaggeben der Cinnamon Desktop ist. Das kommt vor allen Neueinsteigern zugute, die unter Umständen noch nicht die gängigen Programme kennen und werden hier an die Hand genommen und mit einer sinnvollen Auswahl ausgestattet. Wer also ein gut abgestimmtes und stabiles System benötigt, ist bei LMDE 6 gut aufgehoben.
Was ist neu?
- Debian 12 Bookworm Unterbau
- Cinnamon 5.8
- Überarbeitetes Design
- Cinnamon Styles
- Verbesserte Flatpak Kompatibilität
- Warpinator gehärtet
LMDE 6 setzt somit auf identischen Software-Stack auf wie Linux Mint 21.2 Victoria.
Inbetriebnahme
Falls Du neu bei Linux Mint bist, empfehle ich Dir für den Fall, dass Du installieren willst, meinen Beitrag im Rahmen der Serie Wechsel zu Linux – Installation von Linux Mint. Da hatte ich den Installationsprozess demonstriert und dieser wird da Schritt für Schritt gezeigt und erklärt. Auf meinem YouTube Kanal ist das Video aufrufbar. Einfach mal reinschauen, falls da Unklarheiten sein sollten oder Du Dir das einfach mal unverbindlich anschauen willst. Ein dediziertes Video zur Installation von LMDE kann ich gerne erstellen sollte daran Interesse bestehen. Falls Du das also gerne mal sehen willst, dann schreibe das einfach in die Kommentare rein.
Performance, Desktop & Apps
Systemvermessung
Mein System krallte sich 7,5 GB von der Platte. Das System beanspruche im Leerlauf 1,2 GB RAM. Die Anzahl vorinstallierter Pakete lag bei 2081 Debian Paketen.

Desktop Oberfläche und Konzept
Zum Zeitpunkt der Beitragserstellung wurde Cinnamon -Version 5.8.4 bereitgestellt. Wenn Du hier zum späteren Zeitpunkt reinschaust, wird vermutlich schon eine neuere Cinnamon Version bereitgestellt werden.

Cinnamon adaptiert grobe Züge von Windows 10. Das Konzept ist offensichtlich daran angelehnt. Wir haben unten eine zentrale Leiste, die links mit Startmenü kommt, gefolgt von abgelegten Programmschnellstartern, die von den geöffneten Programmen erweitert werden. Rechts gibt es Zugriff auf Systemindikatoren und Steuerelemente. Das ist es. Das ist ein gestandenes Konzept allgemein und im Hause Linux Mint mit Cinnamon im Speziellen. Das Ergebnis wird sein, dass wer mit Windows Jahre lang gearbeitet hat und damit klarkommt, auch hier schnell einsteigen und klarkommen kann.
Der Desktop kann angepasst und auch mit Erweiterungen ergänzt werden. Hier können Erweiterungen online nachgeladen werden. Mittlerweile werden diese durch die Aktualisierungsverwaltung auch auf Wunsch automatisch aufgefrischt.

Falls Du Dir eine ausführliche Vorstellung der Cinnamon 5.8 Neuerungen wünscht, dann empfehle ich hier meinen Beitrag zu Linux Mint 21.2 Victoria. Da geht’s an der Stelle etwas tiefer ins Detail rein. Das muss ja nicht zweimal gemacht werden. Daher der Verweis auf Version 21.2.
Softwareauswahl / Apps
- Kernel: 6.1
- Browser: Firefox
- E-Mail Client: Thunderbird
- Büropaket: LibreOffice 7.4
- Software-Container: Flatpak
Hier sehen wir auch gewisse Abweichungen zur Debian Basis. Firefox ist die reguläre Ausgabe, nicht Firefox ESR. Linux Mint liefert die Flatpak Container Lösung standardmäßig mit aus. Debian verzichtet darauf.
Diese Änderungen zu Debian gehen für mich völlig in Ordnung. Letztlich ist es aber Geschmackssache. Für den gewöhnlichen Desktop Anwender ist alles dabei, was man sich für den Start wünschen kann. Im Vergleich zu Linux Mint 21.2 ist die LibreOffice Version mit 7.4 etwas moderner aber auch schon hinter der aktuellen Version. Das ist bei LTS Distros nun mal so. Problematisch ist das aber auch nicht, da wenig revolutionäre Features kommen. Meistens sind es Korrekturen und kleinere Neuerungen, auf die man im Zweifelsfall verzichten kann.

Wenn Dir Software fehlt, dann ist die Anwendungsverwaltung Deine Anlaufstelle für Apps. Hier bekommst Du die geballte Macht an FOSS Software, sowohl Debian Paket-basierend, als auch Flatpak basierend. Mittlerweile wird auch besser signalisiert, welche Quelle einer App zugrunde liegt.
Abschließende Gedanken
Kommen wir zu brennenden Frage, solltest Du auf LMDE 6 wechseln. Hier lautet meine Antwort, dass man es durchaus empfehlen kann. Das an alle drei Fraktionen, die ich als primäre Gruppe von Interessenten dingfest machen würde: Nutzer von der Linux Mint Hauptausgabe, Nutzer von LMDE 5 und natürlich auch Debian Nutzer, die Cinnamon Desktop mögen.
Ein Upgrade-Assistent wird aber nur denen angeboten, die LMDE 5 nutzen. Hier wird in den nächsten Tagen oder Wochen die Möglichkeit angeboten das Online Upgrade durchzuführen. Wie das geht, hatte ich übrigens schon mal zu LMDE 5 seinerzeit gezeigt. Link in der Beschreibung. Wird bei LMDE 6 nicht viel anders sein. Also vorher unbedingt mal reinschauen.
Wenn Du Linux Mint 21.2 Victoria nutzt, kannst Du nicht einfach die Edition wechseln. Hier heißt es Daten sichern, LMDE 6 neu installieren und danach Daten wiederherstellen. Selbes gilt auch für Debian Nutzer. Obwohl LMDE zwar eine Debian Basis hat und eigene Paketquellen einbindet, würde ich das nicht so umpopeln. Das hat Potenzial für Abhängigkeitsprobleme beim Upgrade jetzt aber auch mal zum späteren Zeitpunkt. Da würde ich die Finger von lassen und sauber via Neuinstallation wechseln.
Mit LMDE hast Du am Desktop Layer genau dasselbe wie bei der regulären Linux Mint Edition. Der Unterschied liegt lediglich im Unterbau. Linux Mint setzt auf Ubuntu LTS und LMDE setzt auf Debian Stable Unterbau. Je nachdem hat man mal hier und mal da eine neuere Basis. So erschien Ubuntu 22.04 als Basis aller Linux Mint 21er Ausgaben im Jahr 2022. Debian Bookworm erschien 2023 als Basis für LMDE 6. Nächstes Jahr erscheint Ubuntu 24.04 LTS als Basis aller Linux Mint 22er Ausgaben. 2025 wird voraussichtlich Debian 13 als Basis von LMDE 7 kommen usw. bis eines Tages Canonical Ubuntu rein auf Snap umsattelt, dann wird dieses Muster vermutlich gebrochen. Doch soweit ist es heute noch nicht. Ich denke es veranschaulicht es und ihr wisst erstmal Bescheid wer wann vom Unterbau etwas moderner ist und wann nicht.
Fazit
LMDE 6 ist in meinen Augen ein solider Nachfolger von LMDE 5 und sogar auch die bessere Wahl für Debian Nutzer, die den Cinnamon Desktop einsetzen möchte. Zwar gibt es in den Debian Paketquellen auch Cinnamon aber nicht in der neuesten Version und dann ohne jegliche Linux Mint Designs. Der in Debian ausgelieferte Cinnamon Desktop sieht nicht so schön poliert aus die der bei LMDE. Er kann mit Aufwand angepasst werden, aber ich würde dann empfehlen direkt auf LMDE umzusatteln um einfach immer die aktuelle und beste Cinnamon Version zu bekommen.
Wie immer gilt, ich empfehle nicht schon jetzt das Upgrade zu machen. Lasst mindestens 2-3 Wochen ins Land gehen, besser 2-3 Monate. Und so ganz nebenbei LMDE 5 wird nicht über Nacht schlecht, nur weil der Nachfolger veröffentlicht wurde. Mein Credo ist lieber noch etwas abwarten in der Erwartungshaltung, dass eventuell noch zu findende Kinderkrankheiten ausgebügelt wurden bis ich wechsele. Also lieber etwas Geduld aufbringen, das zahlt sich sicher aus. Wie sind Eure Eindrücke zu LMDE 6? Gefällt es Euch? Wann macht Ihr das Upgrade? Plant Ihr auf LMDE 6 zu wechseln? Ihr seht, die Kommentare können sehr gerne gefüllt werden mit Euren Meinungen dazu.

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