Herzlich willkommen zum Linux für Anfänger Tag 2023. Dies ist der Auftakt einer Gemeinschaftsaktion der deutschsprachigen Linux-YouTuber zum Thema Linux bzw. dem heutigen Linux für Anfänger Tag. Alle 2 Stunden erscheint auf einem unserer Kanäle ein korrespondierendes Video. Dein Tag ist also gesichert.
Bei mir gibt es heute einen Überblick über All-Around-Distros. Also Linux Distros, die für so ziemlich jeden Anwendungszwecke gut geeignet sind.
Was sind All-Around Distros?
Es gibt keine feste Definition von All-Around Distros. Aber unter All-Arounder kann man eine Distro erwarten, die für alle erdenklichen Anwendungszwecke geeignet ist. Egal ob Du Webentwickler oder Musikproduzent bist oder nur Anwender, der im Netz surft und Mails schreibt. Eine Distro, die das alles quasi out of box ermöglicht, ist ein All-Arounder. Ich verwende bewusst nicht universell, denn das proklamiert Debian bereits für sich, das universelle Betriebssystem zu sein. Darum geht es jetzt aber nicht. Es geht um ein gutes Gesamtpaket. Eine Distro, die man jedem an die Hand geben kann und mit der man so ziemlich alles anstellen kann. Eine Distro, mit der man nichts falsch machen kann. Interessiert? Dann machen wir weiter.
Es ist ein ungeschriebenes Geheimnis, dass solche Distros meist direkt nach dem Start einsatzklar sind. Sie bringen ein gewisses Mindestmaß an Apps bereits mit. Sie sind immer einsatzklar für den Nutzer und der Nutzer muss für gewöhnlich weder kompliziert installieren, noch erst einmal umständlich einen Desktop nach seinen Vorstellungen von Grund an neu einrichten. Der bereitgestellte Desktop ist mit wenigen Klicks angepasst und muss nicht großartigk noch aufgebaut werden.
Was sind keine All-Around Distros?
Nicht gemeint sind Distros, die gewisse Nischen oder ganz spezielle Zielgruppen schwerpunktmäßig ansprechen. Meist folgen diese Distros einem dedizierten Zweck und konzentrieren sich darauf in diesem Umfeld das bestmögliche Ergebnis anzubieten. Ihr Leistungsumfang ist eingegrenzt.
Diese Distros zeichnen sich für gewöhnlich durch einen definierten Nutzerkreis aus und dadurch, dass sie meist einem bestimmten Zweck folgend diesen auch versuchen exzellent auszufüllen, dafür aber im Allgemeinen wenig anbieten. Beispiele hierfür sind z.B. Forensik-Distros, Distros für Multimediaproktion oder minimale Distros mit hohem Aufwand in der Installation und Einrichtung. Hierunter fallen alle Distros, die tiefergehende technische Linuxkentnisse voraussetzen.
Weiter ist eine Vitalität der Distro notwendig, um ihren Fortbestand zu sichern. Ist das Entwicklerteam auf eine Person limitiert, die vieles allein bewerkstelligt, droht der Distro jederzeit Gefahr eingestellt zu werden, den Anschluss zu verlieren oder leichte Beute für bekannte Sicherheitslücken zu werden.
Wer sich schon etwas mit den verschiedenen Distros auskennt, dürfte in den Umschreibungen schon ein paar Distros als aussortiert erkannt haben.
Vorteile von All-Around Distros
Diese Distros sind für eine breite Palette an Anwendungszwecken einsetzbar, ohne groß angepasst werden zu müssen, sowie für eine breite Masse an Nutzern empfehlenswert. So lässt sich feststellen, dass die gängigen einsteigerfreundlichen Distros definitiv zu All-Around Distros zählen. Dies liegt auf der Hand. Durch die geringe Einstiegshürde sollen Neulinge angesprochen werden. Damit einhergehend eine umfangreiche Bandbreie an Anwendungszwecken, die weitreichend sind und gleichermaßen abgedeckt werden müssen. Dabei müssen All-Around Distros nicht zwingend eine Unzahl an Apps vorinstalliert mitbringen, aber es muss gewöhnlichen Anwender möglich sein mit geringen Aufwand Apps im Bedarfsfall nachzuinstallieren. Dies vorzugsweise über einen einfach bedienbaren App-Store.
Die Vorteile liegen darin begründet, sollten sich Interessen oder Hobbys verschieben, so erfordert dies keinen Wechsel der Distro. Stattdessen wird mit moderatem Aufwand ein Themenblock an Apps installiert und die Bahn ist frei. Statt sich mühsam themenbezogen Apps suchen zu müssen, können diese zentral aus einem App Store gesucht und bezogen werden, ohne dass die Installation einer App bezogen von einer Entwicklerseite nicht möglich wäre.
Eine All-Around-Distro ist zuverlässig und beständig. Es bringt nichts, wenn diese instabil ist oder ständig mit kleineren Fehlern den Anwender von der Arbeit abhält. Ein fokussierter Betrieb ist bei einem guten All-Arounder zu jederzeit sichergestellt. Kontinuität sicher fortlaufend die Versorgung mit Sicherheitsaktualisierungen und Weiterentwicklung der Linux Distro.
Empfehlung von All-Around Distros
Es wird nicht leicht eine Empfehlung auszusprechen, die die Meinung alle Linuxnutzer abbildet. Daher erlaube ich mir eine Liste anzubieten, die meine Beobachtungen und Erfahrungen aus über 20 Jahren Linux widerspiegelt. Sie ist dennoch subjektiv, aber dafür sorgsam zusammengestellt. Daher wird jede einzelne Distro der Liste sich als brauchbarer All-Arounder im Alltag herausstellen:
- Ubuntu (inkl. Flavours)
- Linux Mint
- Pop!_OS
- Fedora
- MX Linux
Gehen wir die Liste durch:
Ubuntu
Ubuntu ist eine der größten Linux Distributionen, die von der Firma Canonical entwickelt wird. Ubuntu kommt mit Gnome Desktop. Wer Gnome Desktop nicht mag, findet in den sogenannten Flavours Ubuntu Systeme mit anderen grafischen Oberflächen wie z.B. KDE Plasma oder Xfce. Ubuntu bietet ein reiches Softwareangebot, ist einfach zu installieren und bietet alle sechs Monate eine neue Version mit neuer Technik. Wer statt halbjährlich neuer Technik lieber ein möglichst stabiles System mit Langzeitpflege mag, findet mit den LTS Versionen genau das Richtige. Bei Ubuntu selbst gibt es 5 Jahre LTS, bei den Flavours 3 Jahre LTS Support.
Linux Mint
Linux Mint: Wer aus der Windows Welt kommt, wird in Linux Mint nicht nur eine sehr einsteigerfreundliche Linux Distribution vorfinden, sondern auch eine mit einer Windows 10 ähnlichen Oberfläche. Linux Mint basiert auf Ubuntu LTS Versionen und erscheint folglich alle zwei Jahre mit frischem Unterbau. Zwischendurch veröffentlicht das Linux Mint Projekt Zwischenversionen, die die Cinnamon Oberfläche und Mint Tools auffrischen. Sicherheitsaktualisierungen werden jederzeit über die Ubuntu Paketquellen bereitgestellt.
Pop!_OS
Pop wird von System76 entwickelt und basiert auf Ubuntu LTS. Als Oberfläche wird Gnome Shell angeboten, allerdings mit einigen Anpassungen, sodass die kreierte Lösung Cosmic Desktop genannt wird. System76 ist eine Hardwaremanufaktur, die Rechner mit vorinstalliertem Linux anbietet. Pop ist die hauseigene Distro, die optisch hübsch angepasst ist und Dinge anders machen wie z.B. per Standard eine verschlüsselte Installation. Pop ist nicht exklusiv für System76 Hardware zu haben, sondern ist frei erhältlich und kann auf jedem beliebigen Rechner installiert werden.
Fedora
Fedora wird von Red Hat federführend unterstützt und entwickelt und stellt in dessen Wertschöpfungskette ein wichtiges Bindeglied dar, denn hier werden neue Technologien ausprobiert und über CentOS zur Marktreife gebracht, bis sie schließlich in RHEL landen. Fedora darf dabei bewusst experimentieren und liefert dabei aktuelle Kernel und Software aus. Alle sechs Monate erscheint eine neue Fedora Version. Jede Fedora Version wird etwa 13-14 Monate unterstützt. Eine neue Version heißt neue Features und Technik und dies in Verbindung mit Red Had Qualitätsstandards.
MX Linux
MX Linux baut auf stabiler Debian Basis auf. In diesem Fall bedeutet dies, dass der Debian Stable Zweig die technische Grundlage darstellt und als Oberflächen sind primär Xfce oder KDE zu haben. Die Xfce ist jedoch die Hauptversion. Hier wird mehr geboten als nur etwas kosmetischer Anstrich von Debian und fertig. MX Linux liefert mit den MX Tools zahlreiche kleiner Helferchen mit und zusammen mit einer guten Doku und vitalen Gemeinschaft ist hier eine durchaus bemerkenswerte Linux Distribution entstanden, deren Fokus auf Stabilität und Operabilität liegt.
Schlussgedanken
Sicher es gäbe noch weitere großartige Distros, die einer Erwähnung wert wären. Viele davon fallen aber streng genommen in den Kreis einer gewissen Zielgruppe oder Nische. Eine gute All-Around Distro bedeutet nicht, dass diese besser oder schlechter als andere Distros sind. So wird in einem Musikstudio Ubuntu Studio vermutlich einen besseren Eindruck machen als Kali-Linux um ein äußerst plakatives Beispiel aufzugreifen. Die Intention dieses Beitrags liegt auch nicht im Fingerzeig, was manche Distros schlechter machen, sondern vielmehr soll ein Einblick gegeben werden, zu welchen Distros manL fast blind greifen kann und damit nichts falsch macht. Diese Distros sind breit aufgestellt, sind äußerst stabil und bieten zahlreiche Apps über einen grafischen und zentralen App Store.
Ich selbst nutze zwei der oben genannten Distros im Alltag und vermisse sehr wenig. Es passt einfach. Und das ist der Gedanke hinter diesem Beitrag. Ich möchte helfen im Dickicht der hunderten Linux Distros eine einfache Wahl zu treffen wenn es darum geht ein gutes Gesamtpaket zu finden. Alle Geschmäcker trifft man damit mitnichten. Wer sich bei meiner Selektion nicht abgeholt fühlt, muss sich selbst auf die Suche begeben. Ich empfehle hier stets die Distrowatch für einen Gesamtüberblick über die Distros. Die haben sich in all den Jahren als beständiger Begleiter herausgestellt.
Welche Wahl hast Du getroffen? Schreibe bitte in die Kommentare hinein, welche Distro Du einsetzt und ob Du meiner Selektion zustimmst. Auch würde mich interessieren welche Distros Du ggf streichen und nachreichen würdest.
Planmäßig geht es um 12 bei Jean von LinuxGuides weiter. Weitere Beiträge kommen dann um 14 Uhr von Armin bei PinguinTV, sowie um 16 Uhr geht Hauke mit Nicht der Weißheit letzter Schluss an den Start und unser Typ vom Kanal So´n Typ im Internet rundet den Tag dann mit seinem Beitrag ab. Folgt einfach der Playlist. Eine Übersicht gibts bei LinuxGuides. Also für Unterhaltung haben wir gesorgt. Jetzt liegt es an Euch einzuschalten und Eure Meinungen in den Kommentaren unserer Beiträge abzugeben.
May the source be with you und bis bald.
Seruvs! Euer Michael
Hinweis: „LinuxTag“ ist eine eingetragene Schutzmarke des German Unix User Group e.V. (linuxtag.org). Diese Aktion ist unabhängig entstanden, steht nicht im Zusammenhang mit dem LinuxTag des German Unix User Group e.V. und wird freundlicherweise vom German Unix User Group e.V. geduldet. Unser Projekt hat nichts mit der eingetragenen Marke: “LinuxTag” (https://www.linuxtag.org) zu tun.
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