Fedora 40 Workstation – mein Testbericht

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Willkommen zurück. Schön, dass Du da bist. Im Hause Fedora steht ein Runder an. Fedora 40 ist der Jubilar und macht den Auftakt in diesem Jahr. In diesem Video schauen wir uns Fedora 40 etwas genauer an, was es alles im Gepäck hat.

Eckpunkte über Fedora

Den meisten von Euch dürfte Fedora ein Begriff sein. Für die, die neu zugeschaltet haben, hier ein kurzes Briefing. Fedora ist eine Linux Distribution, die aus dem Red Hat Kosmos entstand. Sie ist sogar Teil der Red Hat Wertschöpfungskette und wird dort als eine Art Entwicklungsumgebung betrachtet. Das bedeutet, dass bei Fedora immer die neueste verfügbare Technologie reingepackt wird mit dem Ziel diese zu testen. Der Weg geht dann weiter über CentOS bis die Pakete zu einem späteren Zeitpunkt mal in Red Hat Enterprise Linux – kurz RHEL – landen. RHEL ist die Linux Server Lösung von Red Hat und eines der tragenden Fundamente bei Red Hat.

Versteht aber Entwicklungsumgebung nicht falsch. Das ist nicht als experimentelle Lösung für Crash-Test Dummys zu verstehen. Sondern neue Pakete werden auf Funktion und Stabilität getestet. Bis diese Pakete mal in RHEL landen, wird noch einiges an Zeit vergehen und es wird sowieso nicht mal alles ankommen. Für Anwender bietet Fedora somit stets eine passable und aktuell gepflegte Distro, die halbjährlich eine neue Version nachschiebt. Wer also nicht ganz von rollenden Distros überzeug ist aber von Debian oder Ubuntu aufgrund der LTS Philosophie Abstand nimmt, könnte hier genau die passende Nische finden.

Diese Versionen bietet Fedora an:

  • Fedora Workstation als Desktop Lösung mit Gnome Shell
  • Fedora Server als Community Server Betriebssystem
  • Fedora IoT als Open Source Plattform für Internet of Things Ecosysteme
  • Fedora Cloud als minimales OS für public und private Cloud Umgebungen
  • Fedora CoreOS als minimales und container-fokussiertes OS
  • Fedora Spins mit anderen Oberflächen wie z.B. KDE Plasma oder Cinnamon
  • Atomic Desktops – Unveränderliches Betriebssystem mit verschiedenen Desktops

Bevor wir gleich etwas mehr technisch werden, kurz noch ein paar Worte zu Atomic Desktops. Dahinter verbirgt sich Fedora Silverblue. Dabei handelt es sich um einen unveränderlichen Betriebssystem-Aufbau, bei der der Anwender nur noch Zugriff auf den Desktop Layer hat. Das Core-OS, also Basis-Betriebssystem, ist abgeschottet gegen manuelle Änderungen. Änderungen geschehen nur noch über automatisierte Aktualisierungen, die auf Wunsch auch zurückgerollt werden können, wenn das Ergebnis nicht zufriedenstellt. Zu deutsch: Geht ein Update in die Binzen und schrottet das System, kannst Du binnen weniger Minuten auf den letzten stabilen Stand zurückrollen. Fedora Silverblue erfuhr in der letzten Zeit ziemlich viel Aufmerksamkeit innerhalb des Projekts und steht mittlerweile mehr oder minder parat die klassische Workstation und die Spins zu ersetzen. Das ist zwar nicht offiziell aber ich gehe davon aus, dass es perspektivisch in der nächsten Zeit langsam mit dem Wechsel losgeht. Nicht von heute auf morgen mit dem Brecheisen aber sanft und langsam.

Falls Du mit Fedora Silverblue nicht so vertraut bist, schau Dir gerne mal meinen Test von Fedora Silverblue an. Es ist ein durchaus interessanter Ansatz aber halt nicht für jeden unbedingt geeignet.

Fedora ist eine interessante Positionierung im breiten Spektrum der Linux-Distributionen. Es handelt sich um eine semi-rollende Distribution, die trotz des klassischen Point-Release-Modells stets aktuelle und neue Pakete und Software bietet. Damit bewegt sich Fedora geschickt zwischen den stabilen LTS-Distributionen wie Debian oder Ubuntu und den rollenden Distributionen wie Arch oder openSUSE Tumbleweed.

Wenn es erwägt, Fedora 40 zu installieren, sollte die Systemanforderungen im Blick behalten. Die Mindestanforderungen sind ein Intel, AMD oder ARM Prozessor, 4 GB RAM und mindestens 40 GB freier Festplattenspeicher. Im Vergleich zu Fedora 39 sind die Werte gestiegen aber dabei nicht exorbitant in die Höhe geschossen. Wenn Du jedoch die volle Gnome-Erfahrung genießen möchtest, empfehle ich besser 16 GB RAM, um eine flüssige Performance zu gewährleisten.

Zielgruppe

Egal, ob Du ein erfahrener Linux-Nutzer oder gerade erst in die Welt von Fedora eingetaucht bist, Fedora 40 präsentiert sich als leistungsstarkes und zuverlässiges Betriebssystem, das alle Desktop-Anforderungen erfüllt. Mit seiner modernen Architektur, umfassenden Hardware-Unterstützung und innovativen Funktionen ist Fedora zweifellos eine der bemerkenswerten Linux-Distributionen auf dem Markt. Besonders für Entwickler, die stets die neuesten Schnittstellen und APIs benötigen, bietet Fedora einen idealen Kompromiss zwischen Stabilität und Aktualität.

Was ist neu?

Gehen wir die Neuerungen von Fedora 40 durch.

  • Linux Kernel 6.8
  • Gnome 46
  • DNF 5 Verbesserungen
  • Änderungen in der Verzeichnisstruktur
  • Atomic Desktops

Inbetriebnahme

Wenn Du jetzt scharf auf Fedora bist, dann kannst Du entweder in ein Hutgeschäft gehen oder Du schaust Dir mal mein Installationsvideo zu Fedora Linux an. Da werden alle relevanten Dinge gezeigt. Für Insider: Ich zeige die Installation so, sodass dann hinterher im neuen System die BtrFS Subvolumes ausgekostet und Schnappschüsse auch genutzt werden können. Also Reinschauen lohnt sich wenn Du mit Fedora durchstarten willst.

Performance, Desktop & Apps

Systemvermessung

Mein Fedora 40 Workstation System krallte sich 11 GB von der Platte. Der RAM Hunger lag bei 1,4 GB und insgesamt waren 1964 RPM Pakete vorinstalliert.

Schielen wir kurz rüber zu meinem Test vom Vorgänger, Fedora 39, so war dort der Plattenplatzbedarf bei 8,3 GB, das System begnügte sich mit 1,8 GB RAM und kam mit 1950 vorinstallierten Paketen.

Zwei von drei Werten sind also gestiegen. Ob das jetzt ein Drama ist, überlasse ich Dir. Ich nehme es zur Kenntnis.

Desktop Oberfläche und Konzept

Zum Zeitpunkt der Beitragserstellung wurde Gnome 46.0 ausgeliefert.

In Bezug auf das angebotene Desktop-Konzept lautet das Schlüsselwort im Hause Fedora: “Vanilla Gnome”. Gnome wird in seiner Grundform ohne zusätzliche Anpassungen ausgeliefert. Anders als z.B. im Gegensatz zu Ubuntu möchte Fedora somit universal wahrgenommen werden. Man überlässt die Anpassung an die eigenen Vorstellungen den Nutzern. Das Ergebnis ist ein schlichter Desktop ohne Leiste am unteren oder linken Rand und ohne Desktop-Icons. Stattdessen gibt es eine Leiste oben, die durch einen Klick auf den Strich die Aktivitätenübersicht öffnet. Es scheint, dass die Fedora-Nutzer damit gut zurechtkommen, sei es, weil sie Vanilla Gnome bevorzugen oder bereits seit Langem eigene Erweiterungen nutzen und ihren Desktop von Upgrade zu Upgrade mitnehmen. Vanilla Gnome setzt verstärkt auf Tastenkombinationen und Multi-Touch-Gesten. Wenn Dir das nicht liegt, gibt es Gnome-Erweiterungen, die über den Erweiterungs-Manager hinzugefügt werden können. Sollte Dir auch das Fenster-Design nicht zusagen, bietet das Gnome-Tweak-Tool, das Du im App Center unter “Optimierungen” findest, eine Lösung.

Also Anpassungsmöglichkeiten sind gegeben.

Softwareauswahl (Anzahl Apps, Software Stack)

  • Kernel: 6.8
  • Browser: Firefox
  • E-Mail Client: keiner
  • Büropaket: LibreOffice
  • Software-Container: Flatpak

Fedora setzt auf einen minimalistischen Software-Stack, was sich über viele Versionen hinweg bewährt hat. Die Grundidee ist klar: Das Betriebssystem bietet das Wesentliche und die Nutzer entscheiden selbst, welche weiteren Anwendungen sie installieren möchten. Das Gnome Software Center dient dabei als zentrale Anlaufstelle und bietet eine breite Palette an Anwendungen für den täglichen Gebrauch. Dank des integrierten Flatpak-Container-Formats sind nicht nur die standardmäßigen RPM-Apps verfügbar, sondern auch zahlreiche Zusatzapps, einschließlich proprietärer Anwendungen wie z.B. Spotify, Zoom, Slack, Visual Studio oder Microsoft Edge.

Abschließende Gedanken

Im letzten Video zu Fedora 39 berichtete ich Euch über eine Verschiebung von DNF5 und Web-UI Installer auf Version 40. Leider wird Fedora 40 weder den DNF5-Paketmanager, der eine schnellere Paketverwaltung bietet, noch den Anaconda WebUI-Installer für die Fedora Workstation Edition enthalten. Beide Funktionen wurden auf eine zukünftige Version verschoben, wahrscheinlich für Fedora Linux 41. Schau mer mal im Oktober.

Geht es eigentlich nur mir so oder bläst sich Fedora immer mehr auf? Immer mehr Ausgaben, Versionen und Editionen? Falls es Euch auch so geht, schreibt das mal in die Kommentare rein. Ich finde es wird derzeit etwas unübersichtlich mit all den Editionen und Codenamen.

Ich bin auch mal gespannt, ob sich die Red Hat Paywall Thematik in Irgendeinerform auch auf die Reputation von Fedora niederschlägt. Also ob Nutzer abgewandert sind oder nicht. Wäre mal interessant hier an Zahlen zu kommen. Könnte aber auch sein, dass es nur viel Aufregung war und am Ende alles nur heiße Luft ist. Ich könnte mir vorstellen, dass die Fedora Entwickler die falschen Sündenböcke dafür sind. Denn die haben die Entscheidung nicht beeinflusst. Aber auf der anderen Seite weiß man ja auch nicht ob nicht für Fedora mal Veränderungen kommen oder nicht.

Was mir noch auffiel, LibreOffice ist als RPM Paket dabei und nicht als Flatpak Container. Mitte 2023 entschied sich Red Hat künftig keine RPM Pakete mehr von LibreOffice für neue Versionen zu pflegen und empfahl die Flatpak Version. Diese Entscheidung sollte auch auf Fedora durchschlagen. Für Version 40 kam sie entweder noch nicht an oder die Fedora Entwickler konnten eine andere Lösung finden.

Die finale Version wurde auf den 23. April 2024 terminiert. Das Fedora Projekt behält sich immer einen gewissen Puffer vor. Der frühestmögliche Termin war der 16. April 2024. Bei den Vorgängerversionen kam es zum teil zu wochenlanger Verzögerung. Da ich aber pünktlich sein möchte, erscheint dieser Beitrag zum geplanten Veröffentlichungstermin. Jetzt liegt es an den Fedora Entwicklern dem gleichzuziehen.

Nach Veröffentlichung von Fedora 40 wird es ca. 13 Monate gepflegt. Heißt wenn Du jetzt Fedora 39 verwendest, kannst Du demnächst das Upgrade machen und wenn Du Fedora 38 einsetzt, hast Du noch knapp einen Monat Zeit für ein Upgrade.

Fazit

Neben technischen Verbesserungen unter der Haube bietet Fedora 40 auch Software-Updates und neue Anwendungen. Der aktualisierte GNOME-Desktop ermöglicht eine intuitive Bedienung, während Anwendungen wie LibreOffice, Firefox und GIMP in ihren neuesten Versionen enthalten sind. Fedora 40 steht für die kontinuierliche Entwicklung und Innovation des Fedora-Projekts, mit Fokus auf Leistung, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit. Es ist ein bedeutender Schritt in der Geschichte dieses Betriebssystems.

Die Verschiebung von DNF5 und WebUI Installer sind unschön aber verschmerzbar in meinen Augen. Es ist wichtig, dass die Distro verlässlich läuft und nicht zu einer Bastelbude verkommt. Aus dem Grund kann ich die Entscheidung des Projekts diese beiden Themen nochmal zu verschieben, gut verstehen.

Für Linuxneulinge würde ich Fedora mitnichten empfehlen. Es setzt keinen Schwerpunkt auf diese Zielgruppe. Das sollte Dir bewusst sein. Wer aber wie eingehend beispielhaft erwähnt, mit Debian oder Ubuntu nicht voll zufrieden ist und neuere Pakete sich wünscht, könnte bei Fedora mal reinschauen.

Ich hatte Fedora mal knapp ein halbes Jahr als Hauptdistro verwendet, entschied mich dann aber wieder für eine klassische LTS Distro, da mir doch zu viele Updates jeden Tag kamen. Falls Du Dich fragst welche LTS Distro? Es war Ubuntu. Ja Ubuntu. Aus einfachen Grund: Theme, Design und HWE Stacks von Zeit zu Zeit sind genau das, was ich von einem modernen Linux Desktop erwarte. Aber das ist nur mein Blick auf die Dinge.

Jetzt interessiert mich Dein Blick auf die Dinge bevor wir zum Ende des Beitrags kommen. Was hinterließ Fedora bei Dir an Eindruck? Könnte das etwas für Dich sein oder dann doch lieber LTS oder rollende Distro? Schreibt das bitte mal in die Kommentare rein.

9 Antworten zu „Fedora 40 Workstation – mein Testbericht“

  1. Tom

    Ich verwende Fedora mit KDE seit einigen Monaten und bin äußerst angetan. Mit Gnome bin ich nie warm geworden. Bei Fedora gefällt mir die gute Mischung aus Stabilität und Aktualität. Vor allem freue ich mich, zeitnah KDE Plasma 6 nutzen zu können.

  2. Günther

    Herrlich, endlich schreibt MF wieder ohne erkennbare KI Hilfe und schon klingen die Texte wieder echt und natürlich. So machen die wertvollen Infos beim Lesen wieder Spaß. Herzlichen Dank dafür!

  3. MK

    @Günther: Danke für die konstruktive Kritik. 🙂
    Es ist nicht so, dass man nicht auf Kritik hört. Nur arbeite ich viel vor und manchmal kann es etwas dauern, bis Änderungen sich bemerkbar machen 😉

    VG
    Michael

  4. Ich

    Fedora … Der Veröffentlichungsrythmus ist eine nette Balance aus Aktualität und Stabilität. Finde ich nicht schlecht.

    Bedauerlicherweise konnte ich nie so richtig mit DNF was anfangen. Aber das ist ja mein Problem und nicht das von dem System.

  5. Enno

    1999 kam ich mit RedHat zu Linux. Danach war RedHat und später Fedora jahrelang meine bevorzugte Linux-Distribution. Bis heute hege ich deshalb eine gewisse Sympathie für Fedora und es kommt immer mal wieder als Test auf einen „Alt-Rechner“.
    Inzwischen sehe ich im Vergleich mit rollenden arch-basierten Distros keine Vorteile mehr. Viele Updates kommen (fast) täglich und machen häufig Probleme! Zudem bewältigt dnf die Menge von Updates nur mühsam und ätzend langsam! Hoffentlich wird das mit dnf5 besser! Bei Arch laufen die Updates dagegen rasend schnell und ganz klar: ich habe damit viel weniger Ärger als bei Fedora. Insofern stimme ich dir vollkommen zu, dass Fedora nicht erste Wahl für Anfänger ist.
    Bei mir laufen jetzt (auf Zweit- und Dritt-Rechner) Debian 12 (ja, alles etwas angestaubt, aber dafür immer die „Nummer Sicher“!), EndeavourOs und Arch als Hauptdistro!
    Aber klar: wenn Fedora 40 da ist, kommt es mal wieder auf den Test-Rechner! 😉

  6. jjsa

    Ich nutze Fedora XFCE seit den Anfänge an. Ich sehe auch kein Grund die Distro zu wechseln. Es gibt zwar viel Update (fast täglich), dies ist aber nicht störend, es kann weiter gearbeitet werden. Dafür hat man aktuelle Software und kein uralten Schinken. Sobald die 40ger Version vorhanden ist, werden meine Systeme aktualisiert.

  7. georg

    “Für Linuxneulinge würde ich Fedora mitnichten empfehlen. Es setzt keinen Schwerpunkt auf diese Zielgruppe.”
    Mich würde sehr interessieren, wie du zu dieser Einschätzung gekommen bist?

  8. Leiny

    Danke für den Test. fedora ist eine tolle Distro – mit der Position zwischen LTS und rollender Distro für mich sehr passend. Alles halbe Jahr ein Upgrade schickt mich

  9. Leiny

    Danke für den Test. fedora ist eine tolle Distro – mit der Position zwischen LTS und rollender Distro für mich sehr passend. Alles halbe Jahr ein Upgrade schockt mich nicht. passt.

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