Die Wahrheit über Ubuntu Linux

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Ubuntu ist so ziemlich die bekannteste Linux Distribution für den Linux Desktop. Vor allem seit 2006 konnte Ubuntu den Desktop im Sturm erobern. Eine Distro, die nutzerfreundlich und einfach zu installieren war. Von einem solventen Millionär aus der Taufe gehoben, war Ubuntu eine relativ lange Zeit der unangefochtene Branchen-Primus.

Aber warum ist das so? Was macht Ubuntu so spannend und beliebt? Was ist die dunkle Seite bei Canonical hinter der Erfolgsgeschichte von Ubuntu? Eine Geschichte über fragwürdige Entscheidungen, über wechselhafte Beziehungen der Ubuntu Entwickler mit der Open Source Community und um die Rolle von Ubuntu heute. Darum geht’s jetzt

Die Distro

Ubuntu liefert halbjährlich eine neue Version heraus. Jede vierte Version davon bekommt 5 Jahre Langzeitpflege, auch LTS genannt. Die Zwischenversionen sind sogenannte Interimsversionen, die nur einige Monate Pflege erhalten.

Ubuntu selbst empfiehlt die LTS Versionen allen Anwendern mit wichtigen Systemen. Das heißt Systeme, die einfach laufen sollen. Die Interimsversionen sind für technisch visierte Anwender, die auch mal mit einem kleinen Fehler leben könnten. Fairerweise muss an der Stelle erwähnt werden, dass Fehler in den Interrimsversionen doch recht selten sind. Doch wer sich darauf einlässt, muss alle 6-9 Monate das System via Upgrade aktualisieren. Wer also weniger Änderungen am System haben mag, sollte die LTS Versionen einsetzen, denn da gibt es nur Fehlerkorrekturen und Sicherheitsaktualisierungen.

Das zeichnet Ubuntu aus

Ubuntu gilt als eine anwenderfreundliche Linux Distribution, sodass Ubuntu Neueinsteigern stets empfohlen wurde. Weiter vereinfachte Ubuntu den Installationsprozess schon zu seiner Anfangszeit und hat diesen Vorzug bis heute erhalten. Die Installation mit dem Installer ist leicht und geht schnell von der Hand.

Ubuntu liefert nicht nur quelloffene Software, sondern auch proprietäre Software und Treiber aus um das Nutzererlebnis direkt zu verbessern. Dies kommt Neueinsteigern ebenfalls merklich entgegen, wenn alles direkt nach der Installation alles läuft.

Über den Hardware Enablement Stack (HWE) liefert Ubuntu für die LTS Versionen von Zeit zu Zeit automatisch rückportierte, neuere Kernel aus. Dadurch bekommen Anwender regelmäßig einen frischen Kernel und neue Treiber, ohne großes Zutun.

Zwar liefert Ubuntu am Desktop Gnome aus, doch anders als viele andere Linux Distributionen hat Ubuntu ein eigenes Design Team. Dieses hat mit dem Yaru Thema ein optisch sehr gut anmutendes Erscheinungsbild, das einen hohen Wiedererkennungswert bietet und zeitgleich flach und modern wirkt.

Probleme und Kritik an Ubuntu

Die meisten Linux Distributionen pflegen ein gutes Verhältnis zur Community bzw. Gemeinschaft. Doch die Firma Canonical, die hinter Ubuntu steht, entwickelt Ubuntu nach den eigenen Vorstellungen, was zum Teil auch über den Köpfen der freiwilligen Entwickler hinausgeht. Genau genommen werden Entscheidungen getroffen und umgesetzt, egal wie die Gemeinschaft darüber denkt und befindet.

Canonical setzt in Ubuntu um was man möchte. Das fing vor einigen Jahren mit dem Unity Desktop an. Dazu kamen noch fragwürdige Entscheidungen mit Suchergebnissen über die Dash Suche in Ubuntu. Hier wurden Suchergebnisse an Amazon weitergeleitet. Mit dem Displayserver MIR startete Ubuntu seinerzeit ebenfalls eine fragwürdige Unternehmung auf eigene Kommission.

Die neueste Krönung ist das Containerformat Snap, dessen Backend Serverinfrastruktur nicht quelloffen und somit vollständig und der Kontrolle von Canonical ist. Dies mag auf anderen Plattformen keine Ungewöhnlichkeit sein, dass der Hersteller die vollständige Kontrolle über den App Store hat. Bei den meisten Linux Distributionen ist das Software Deployment jedoch nicht über einen geschlossenen App Store realisiert. Bei Ubuntu ist dies also anders und vielen Anhängern der Philosophie quelloffener Software ist dies ein Dorn im Auge, während es auch Ubuntu Anwender gibt, denen die Quelle der Apps nicht so wichtig ist, sofern dadurch unter Umständen auch proprietäre Pakete erhältlich sind, die es sonst nicht gäbe.

Ubuntu basiert seit jeder auf Debian. Somit bediente sich Ubuntu auch über lange Zeit dem Debian Paketformat. Mittlerweile ist Ubuntu dazu übergegangen die Pakete zu tauschen. So kommen manche Anwendungen nicht mehr als traditionelles Debian Paket, sondern als Snap Container. Renommierte Beispiele hierfür sind Chromium Browser wie auch der Firefox Browser. Diese werden stets als Snap Paket ausgeliefert. Ubuntu, wie auch die Chromium und Firefox Entwickler argumentieren hiermit, dass dadurch das Deployment der Pakete erheblich vereinfacht und beschleunigt wird. Immerhin muss nur noch ein Paket für alle derzeit unterstützen Ubuntu Versionen erstellt und bereitgestellt werden, statt für jede Version ein separates Paket zu bilden und zu verteilen.

Zu erwähnen ist auch noch, dass bei den Ubuntu LTS Versionen nicht alle Pakete zuverlässig gepflegt werden, denn Ubuntu bzw. Canonical stellen die Sicherheitsaktualisierungen nur für die Pakete aus den Paketquellen main und restricted bereit. Viele beliebte Desktop Anwendungen stammen aber aus den anderen beiden Repositories, namentlich aus Universe und Multiverse. So kann es also unter Umständen vorkommen, dass Du am Ubuntu Desktop Software einsetzt, die bekannte Sicherheitslücken aufweist und somit eigentlich bedenklich wäre. Dieses Thema ist nicht neu und im Ubuntu Universum schon länger bekannt. Nichtsdestotrotz hält Ubuntu an diesem Paradigma fest. Ich hatte hier thematisiert, wie ein Ubuntu Desktop System sich anfühlt, das nur Software aus Main und Restricted innehat. Schau es Dir gerne an. Kurz gesagt, dann hat man quasi den Ubuntu Server mit grafischer Oberfläche, denn der Unterschied zwischen Ubuntu Server und Ubuntu Desktop ist, vereinfach ausgedrückt, lediglich darin, dass eine grafische Oberfläche mitkommt und am Desktop noch zusätzlich Universe und Multiverse aktiviert sind.

Fazit

Ich habe vor vielen Jahren selbst mal Ubuntu für zwei oder drei Jahre primär eingesetzt. Doch dauerhaft blieb ich aus verschiedenen Gründen nicht bei Ubuntu. Nichtsdestotrotz hatte ich Ubuntu über all die Jahre auf verschiedene Weise dennoch im Einsatz.

Somit sollte also klar sein, dass ich Ubuntu nicht für ein grundsätzlich schlechtes System erachte. Ganz im Gegenteil. Ich bin der Auffassung, dass der Verdienst von Ubuntu auf das gesamte Linux-Universum oftmals verkannt wird. Es gab so viele tolle Upstream-Sachen, die aus Ubuntu entstanden. Linux Mint oder Elementary OS sind nur zwei von vielen Beispielen.

Doch die Entscheidungen von Canonical und der daraus resultierende Weg für Ubuntu wird von mir nicht unkritisch beäugelt. Ich bin also kein Ubuntu Fanboy. Dennoch ist Ubuntu eine für Einsteiger gut geeignete Linux Distribution, da es einfach zu bedienen ist, gute Hardwareunterstützung bietet und mit dem Yaru Thema frisch und modern aussieht.

Aspekte wie Snap oder die Sammlung von Diagnose- und Telemetriedaten darf man nicht ausblenden. Das geht mit Ubuntu einher. Wenn Du also beim Aussprechen des Begriffs Snap Lippenherpes bekommst, dann lass besser die Finger von Ubuntu.

Doch mittlerweile bin ich der Auffassung, dass die Interim Versionen eigentlich die bessere Wahl sind. Zwar muss man so in etwa alles 6-9 Monate das System-Upgrade machen, doch im Gegenzug erhält man deutlich neuere Software, neueren Linux-Kernel und damit einhergehend auch frische Treiber. Ja ich weiß, die nicht LTS Versionen könnten Fehler enthalten doch würde ich dem damit begegnen, dass ich nicht sofort nach Veröffentlichung den Sprung machen würde. Stattdessen würde ich hier ein, zwei oder drei Monate jeweils warten. Bis dahin sind die Fehler ausgebügelt.

Wie also mein Ubuntu System aussehen würde?

Nun wie dargelegt, keine LTS Version, sondern die aktuelle Interimversion, was derzeit Ubuntu 21.10 wäre. Obendrauf würde ich das System optimieren, wie ich es in diesem Beitrag demonstrierte. Also die ganzen Diagnosedatensammler runterschmeisen und Snap durch Flatpak ersetzen. So hätte ich dann ein bereinigtes Ubuntu System, das einen recht aktuellen Software Stack hätte. Doch jetzt höre ich schon die ersten von Euch sagen, dass man da aber einiges an Aufwand betreiben müsste und man sich das sparen könnte, würde man eine andere Linux Distribution einsetzen. Was soll ich sagen? Ja und nein. Es hängt von Dir ab wie sympathisch Dir Ubuntu ist. In der Theorie ist der Aufwand am Anfang etwas mehr, doch dann pendelt es sich rasch auf einem moderaten Level ein. Könnte aber auch wieder mehr werden, wenn sich Canoncial bei der nächsten Interimversion wieder eine neue Schweinerei mit Snap einfallen lässt. Das weiß man halt nie und das könnte dann auch wieder ein Argument für die LTS Version oder eine andere Distro sein.

Du hast es sicher schon erraten, dass ich hier recht relativ rede. Das liegt darin, dass ich kein Ubuntu System primär einsetze. Sehr wohl aber Forks von Ubuntu wie elementary OS oder Linux Mint. Da hat man dann auch eine Ubuntu Basis, quasi Ubuntu Plattform. Aber das ist für mich in Ordnung, denn beide genannten Beispiele setzen auf Flatpak und das ist für mich dann direkt willkommen.

Ich korreliere an der Stelle also, dass Ubuntu als Plattform durchaus einen Stellenwert hat und somit Basis für viele tolle Linux Distributionen dient. Die eigentliche Ubuntu Linux Distribution ist für mich aber eigentlich nicht mehr primär von Relevanz. Hier hat Ubuntu de facto selbst die Luft rausgenommen und den Linux Desktop schleifen lassen. Das Ubuntu Design Team hat meiner Meinung nach gute Ideen und leistet solide Arbeit. Doch mir reicht das leider nicht mehr als Kriterium den Ubuntu Desktop als primäre Linux Distro einzusetzen. Hier fanden sich für den Linux Desktop in den letzten Jahren interessante Konkurrenten und in deren Sammelbecken schwimme ich auch mit.

Falls Ihr dazu mehr sehen wollt, schreibt es gerne in die Kommentare rein. Das ist für mich dann gleich ein Stimmungsbarometer.

Bevor ich gehe, möchte ich mich bei allen Unterstützern ganz herzlich bedanken.

Auch bei Dir möchte ich mich für die freundliche Aufmerksamkeit bedanken. Deine Meinung kannst Du übrigens gerne in den Kommentaren hinterlassen, entweder auf YT oder auf meinem Blog. Wenn Dir das Video gefallen hat, kannst Du gerne ein Kanal Abo da lassen. Auch kannst Du mit dem Daumen zeigen wie es Dir gefallen hat. Das gibt mir entsprechend Info und hilft dem Video.

Bleibt gesund, passt weiterhin gut auf Euch auf und dann sehen wir uns hoffentlich zum nächsten Video erneut. Bis dahin. Machts gut. Ciao aus Würzburg, Euer Michl.

4 Antworten zu „Die Wahrheit über Ubuntu Linux“

  1. Anonymous

    Ich mag Ubuntu und bin seit langen LTS User. Snap brauche ich nicht und habe ich nach deiner Anleitung gelöscht. Danke dafür. Trotz allem bleibe ich auch Ubuntu treu denn einmal installiert immer wieder geupraded und es läuft heute wie am ersten Tag. Ich bin zufriedne. Mehr möchte ich nicht.

  2. Count Dooku

    Der ominöse Verlag “Computerwissen” verschenkt immer wieder mal Scheiben mit dem nächsten Ubuntu und lobt es als das “Alternativ-Windows” aus. Das leuchtet mir aber nur halb ein. Das echte AW wäre m. E. Mint. – ??? –

    Wen möchte also CW mit dieser Parole erreichen? Doch wohl Leute, die ein Linux wollten, aber immer noch viel zu sehr mit Windows verbandelt wären und sich somit nicht weiter in den Linux-Dschungel hineintrauten.

    Ich habe schon immer mit Windows auf halbem Kriegsfuße gestanden und somit ist Mint der ideale Durchgangsbahnhof Richtung Manjaro und dann Fedora gewesen.

    Der Artikel bestätigt nur mein instinktives Unbehagen wider Ubuntu. Es scheint in der Tat ein Horrorkabarett zu sein.

  3. Sebastian

    Jetzt musst du nur noch den Unterschied zwischen “Die Wahrheit über Ubuntu Linux” und “Das ist meine Meinung zu Ubuntu Linux” verstehen….

  4. Linux Fan

    Ich vergass zu erwähnen, das ich seit Version 18.0 begeisterter Nutzer
    von MX-Linux bin. Immer mit nachinstalliertem Cinnamon.

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